Umbruch bei den Lernagenten am Lessing-Gymnasium Lampertheim
Weil zwölf der Oberstufenschüler, die bisher als Lernagenten halfen, vor dem Abitur stehen, wurden sie mit Zertifikaten verabschiedet. Gefragt ist die kostenlose Nachhilfe.
Das Lessing-Gymnasium verabschiedet zwölf Lernagenten mit einem Zertifikat. Projektleiter Christian Bunkus (links), Jutta Herzberger (Zweite von links) und Schulleiterin Silke Weimar-Ekdu (rechts) sehen das mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
(Foto: Thorsten Gutschalk)
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LAMPERTHEIM - (vdö). Fragen zu Logarithmen und der Stochastik? Keine Ahnung, was Plinius oder Seneca meinten? Und wie sieht es eigentlich mit der deutschen Grammatik aus, Textanalyse und Interpretation der Lektüre inklusive? Wer am Lessing-Gymnasium Lampertheim (LGL) Probleme hat mitzukommen, kann sich auf die Lernagenten verlassen. Das sind Schüler, die Schülern helfen. Zwölf von ihnen musste die Schulleitung am Montag nun verabschieden – sie bereiten sich jetzt auf das Abitur vor und werden bis zum Sommer die Schule verlassen haben. In der Tasche haben sie dann auch ein Lernagenten-Zertifikat, das ihnen bei Bewerbungen unter Umständen einen Vorteil verschaffen kann – zeigt es doch ihr gesellschaftliches Interesse.
Bereits seit 2008 läuft das Projekt „Lernagenten“ am LGL, richtig in Fahrt kam es schon ein Jahr später. Der Aufwand sei groß, die kostenlosen Nachhilfestunden für Unter- und Mittelstufenschüler seien sehr gefragt und das Engagement der Lernagenten sei enorm, sagte Christian Bunkus. Der Lateinlehrer ist seit Beginn verantwortlich für den Ablauf der sogenannten Lern- und Ferienagentur, unterstützt wird er von der Mediothek-Mitarbeiterin Jutta Herzberger. Und eben den Schülern, die sich mit den Nachhilfestunden Taschengeld dazuverdienen können: Für eine Unterrichtsstunde werden ihnen acht Euro gezahlt, finanziert aus der Schulkasse.
Für die Eltern der betroffenen Kinder ist das schulinterne „Nachhilfeinstitut“ – so Bunkus – eine unkomplizierte Sache: Der kostenlose Unterricht wird über den Fachlehrer organisiert, die Stunden sind Teil der Ganztagesbetreuung. Jeder Schüler darf pro Halbjahr zwei Lernverträge abschließen, jeder Vertrag beinhaltet je acht mal 45 Minuten Lernzeit. Unterrichtet wird in Einzelsitzungen. Insgesamt gibt es meist 30 bis 50 Lernagenten, die die Nachhilfeschüler vor allem in Mathematik und Latein, aber auch in Englisch und Deutsch betreuen. Unter den nun verabschiedeten Jugendlichen sind auch solche, die selbst einmal im Lernagenten-Unterricht saßen.
In der Oberstufe ließen ihre guten schulischen Noten das Extra-Engagement zu: „Manche von euch machen das nun schon seit drei Jahren, darauf könnt ihr stolz sein“, sagte Bunkus zu den jungen Leuten, die zur unzeremoniellen Zertifikatsübergabe im Arbeitsraum der Mediothek um einen großen Tisch saßen. Die Lern- und Ferienagentur ist zwar nicht als kontinuierlicher Nachhilfeunterricht gedacht, kann aber laut Bunkus in einer schwachen Phase den entscheidenden Unterschied machen. Auch Schulleiterin Silke Weimar-Ekdur betont: „Wenn ein Schüler aus einem anderen Bundesland an das LGL wechselt, hat sich die Lernagentur oft schon bewährt, um ihn auf den aktuellen Lernstand unserer Schule zu bringen.
Eigene und fremde Bewertungen von Lehrern anderer Schulen haben uns gezeigt, dass dieses Förderkonzept erfolgreich ist“, sagte sie. Im Laufe der Jahre hat sich zudem herausgestellt, dass die Lernagentur auch als Begabtenförderung dient. Dass nun zwölf Lernagenten die Schule verlassen, sieht Bunkus alles andere als gelassen. „Wir müssen versuchen, alles immer im Fluss zu halten und stets neue Lernagenten für uns gewinnen“, sagte er. Neben der jährlichen Infoveranstaltung gibt es regelmäßige fachspezifische Schulungen. „Es ist ein unfassbarer Aufwand“, so Bunkus. Vor allem für Latein sucht er stets Lernagenten, in den zurückliegenden Jahren wurde Förderung in Deutsch und Englisch aber auch immer mehr angefragt.