Ein Blick durchs Mikroskop liefert den Teilnehmern ganz neue Erkenntnisse. Foto: Thorsten Gutschalk
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LAMPERTHEIM - Ein kleiner Lego-Roboter fährt im Flur der Schillerschule auf einem Tisch entlang. Kurz vor einer Plastikblume bleibt er stehen und gibt einen schrillen Ton von sich. Der Drittklässler Simon aber hat alles im Griff. Mit einem Tablet-Computer steuert er den aus Bauklötzen und Elektronik zusammengebastelten Gefährten – und gibt ihm weitere Befehle. „Hier wird die Erforschung ferner Planeten im Weltraum simuliert“, erklärt seine Lehrerin Sandra Wiegand, während viele neugierige Köpfe über den Tisch lugen. „Sobald der Roboter einen unbekannten Gegenstand entdeckt, meldet er es“, verrät sie. „Lego wedo“ heißt nur eines von über 20 Projekten, welches Kindern und ihren Eltern beim nunmehr 11. Forschertag präsentiert wird.
Die Kitas Rosengarten, Saarstraße und Rosenstock, die Nibelungenschule aus Hofheim oder die Seehofschule aus Hüttenfeld: Die Schillerschule empfängt viele Gäste. Insgesamt 170 Kinder nehmen an dem großen Experimentierfest teil. Und sind somit nicht nur Besucher, sondern auch aktive Teilnehmer. „Lampertheim sucht den Forscherstar“, singt der Schulchor unter der Leitung von Claudia Haußmann-Jäger, und tatsächlich wird vom Mikroskop bis zum Weltall alles erforscht, verwandeln sich die Klassensäle in Laborräume, die jedes Phänomen unter die Lupe nehmen: Hier wird erklärt, warum Papierflieger eigentlich durch die Luft schweben, im nächsten Saal kann man dem Wunder des Magnetismus auf den Grund gehen. „Hier lernen die Kinder nicht nur naturwissenschaftliche, sondern auch sprachliche Kompetenzen. Sie erfahren, dass Magneten nicht kleben, sondern sich anziehen oder abstoßen“, betont Dr. Sabine Nieter, die Koordinatorin der Lampertheimer Forschungswerkstätten.
Seit 2007 existiert das Netzwerk, dank welchem in Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen Kinder und Jugendliche nicht einfach nur für Naturwissenschaft und Technik begeistert, sondern dabei auch Schritt für Schritt begleitet werden. Was zunächst in den beiden Gütesiegelschulen für Naturwissenschaften – Lessing-Gymnasium und Goetheschule – begann, hat sich inzwischen zu einer 19 Einrichtungen umfassenden Kooperation entwickelt. 15 Kitas, fünf Grundschulen und vier weiterführende Schulen arbeiten eng zusammen, tauschen Lernmaterialien aus und sind neben den vielen Projekten während des Schul- oder Kindergartenjahres auch abwechselnd Ausrichter des großen Forschertages. „Forschung und Vielfalt“ lautet diesmal das Motto.
Die natürliche Neugierde fördern
„Nicht nur in der Oberstufe, sondern schon im frühen Alter gilt es, die natürliche Neugierde der Kinder zu wecken, wachzuhalten und zu fördern“, betont Monika Veltmann, die Leiterin der Goetheschule, die vor elf Jahren gemeinsam mit Dr. Jürgen Haist, dem ehemaligen Rektor des LGL, den Startschuss für das Forschernetzwerk gab. Ein Zusammenschluss, der bundesweit in dieser Größenordnung einmalig ist, aber auch viel Unterstützung benötigt. „Insgesamt haben Unternehmen das Netzwerk bereits mit 50 000 Euro unterstützt. Das zeigt, dass auch die Wirtschaft einen Sinn darin erkennt“, berichtet Bernd Ranko, städtischer Fachbereichsleiter für Familie und Soziales. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, Natur und Technik erlebbar werden zu lassen“, findet auch Bürgermeister Gottfried Störmer.
Und das wird bei einem Rundgang mehr als deutlich: Alexandra Dorawa, Biologie-Lehrerin der Alfred-Delp-Schule, lässt die Kinder durch ein Mikroskop blicken. Was wie ein großes, rotes Mauerwerk aussieht, entpuppt sich in Wahrheit als Zellwände einer Zwiebel. Leonie aus der Schillerschule lässt dagegen den Geist aus der Flasche. „Man braucht nur Backpulver und Essig“, erklärt die Viertklässlerin – und schwupps: füllt sich der über die Flasche gestülpte Ballon wie von Geisterhand mit Luft. „Es ist schön, diese leuchtenden Kinderaugen zu sehen. Unglaublich, wie sie sich für naturwissenschaftliche Phänomene begeistern können“, freut sich Annette Wunder-Schönung, die Leiterin der gastgebenden Schillerschule.
Aber auch viele Eltern blicken den Einsteins von morgen neugierig über die Schulter. Denn es ist auch für die „großen“ Forscher genauso spannend herauszufinden, ob beim Projekt „Schwimmen und Sinken“ der Kitas Falterweg und Pater-Alfred-Delp die Metallkugel in der Wanne versinkt oder doch wieder auftaucht. „Die schlauste Frage lautet: Warum? Hört nie auf, sie zu stellen. Auch, wenn eure Eltern, Erzieher oder Lehrer genervt sind“, empfiehlt die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz daher den Kindern. Ein Rat, von dem auch Erwachsene noch etwas lernen können.