Die Schattenseiten der Schulhäuser

Betreten verboten: Die Martin-Buber-Schule in Heppenheim ist seit Jahren eine Baustelle. Eltern und Kommunalpolitiker der Oppositionsfraktionen Freie Wähler und FDP im Bergsträßer Kreistag sowie der Linken kritisieren, dass diese und andere Schulbaustellen nicht zum Gesamtbild vorbildlich sanierter Schulgebäude passten. Foto: Karl-Heinz Köppner Foto: Karl-Heinz Köppner
KREIS BERGSTRASSE - Die Opposition im Bergsträßer Kreistag weist auf Schwachstellen im Schulsanierungsprogramm hin. Angeblich gibt es neben den vorbildlich sanierten Gebäuden nach wie vor einen Notstand.
Durch eine Diskussion über einen angeblichen Sanierungsstau an der Lindenhofschule in Groß-Rohrheim wurde die Kreistagsfraktion der Freien Wähler Bergstraße (FW) auf Widersprüche beim Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft aufmerksam. Auf der Mängelliste der Groß-Rohrheimer Grundschule ging es laut FW unter anderem um einen fehlenden zweiten Fluchtweg, um eine Toilettenanlage aus den sechziger Jahren, um eine überfällige Sicherheitsüberprüfung der Bäume auf dem Schulhof und um Schimmel in verschiedenen Räumen.
Weder im Wirtschaftsplan noch im Investitionsplan des Eigenbetriebes seien diese Mängel gelistet, schreiben die Freien Wähler weiter. Nach einer Beschwerde von Schulleitung, Eltern und Kollegium teilte der Eigenbetrieb mit, dass die erforderlichen Mittel in einer Sammelposition des Wirtschaftsplans mit dem Titel „Materialaufwand“ und der Unterposition „Aufwendungen für bezogene Leistungen“ eingestellt seien. Spätestens 2017 solle die Groß-Rorheimer Grundschule saniert werden.
Im November hatten die Freien Wähler im Schul- und Sozialausschuss des Kreistages nach der – aus ihrer Sicht – längst fälligen Renovierung des Schulhofes der Grundschule in Bürstadt-Bobstadt nachgefragt. Auch dafür seien im Wirtschaftsplan keine Mittel ausgewiesen. Eine Information über einen Zeitplan habe es für Bobstadt zunächst nicht gegeben.
Mittlerweile haben die Freien Wähler erfahren, dass auch diese Renovierungen einer aus Sammelposition bedient werden soll. „Transparenz für Eltern, Lehrer und Schüler sieht anders aus“, schreibt Kreisvorsitzender Walter Öhlenschläger.
In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass es auch bei der Renovierung des Hauptschultraktes der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) in Bensheim zu immer weiteren Verzögerungen kommt. Die Sanierung des Westtraktes mit dem Hauptschulzweig der Gesamtschule sei 2014 mit Verweis auf den Hessentag verschoben worden. Die Räume seien unter anderem mit Schadstoffen belastet.
„Für die nächste Kreistagsitzung erwarten wir vom Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft eine komplette Übersicht aller ausstehenden Sanierungsmaßnahmen an Schulbauten im Kreis Bergstraße.
Von einem Sanierungsstau war am Dienstag auch in der Podiumsdiskussion die Rede, zu der der Kreiselternbeirat eingeladen hatte. Dort wurden auch die Alexander-von-Humboldt-Schule (AvH) in Viernheim sowie die Schillerschule in Bürstadt als Problemfälle genannt.
Im Diskussionsverlauf hatte der Kreistagsabgeordnete Christopher Hörst (FDP) zugesagt, sich darum zu kümmern. Er ist Mitglied der Betriebskommission im Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft.
Hörst hat sich inzwischen mit schriftlich formulierten Fragen an den Bergsträßer Landrat und Schuldezernenten Christian Engelhardt (CDU gewandt. Er fragt unter anderem nach der GSS, der AvH und nach der Schillerschule. Im Rahmen der Haushaltsberatungen wurde im Dezember mitgeteilt, dass für den Bau einer Mensa an der Schillerschule eine Million Euro bereitstehen. Mit dem Bau solle im Sommer begonnen werden.
Außerdem interessiert sich Hörst für die Martin-Buber-Schule in Heppenheim: „Trifft es zu, dass mit Hinweis auf Geldmangel bestimmte Arbeiten unvermittelt aufgehört wurden beziehungsweise halbfertige Arbeiten (Toiletten ohne Türen, fehlende Beschilderungen, nicht funktionierende Rollläden) hinterlassen wurden?“, fragt er. Der Kreistagsabgeordnete will wissen, wann welche Arbeiten fortgesetzt und beendet werden.
Birgit Heitland (CDU) und Evelyn Berg (Grüne) hatten darauf verwiesen, dass der Kreis in den vergangenen zehn Jahren 350 Millionen Euro ausgegeben hat, um viele der 78 Schulen zu sanieren. Auch Viernheims Bürgermeister Matthias Baaß (SPD) lobte die Anstrengungen des Kreises.
Sascha Bahl (Linke) hatte in der Podiumsdiskussion darauf verwiesen, dass es im Kreis nicht nur „Vorzeigeschulen“ gebe, sondern auch solche, die vom Zerfall bedroht sind“.
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Hintergrund Am Alten Kurfürstlichen Gymnasium wird heute der Grundstein für einen Erweiterungsbau gelegt. Dort investiert der Kreis Bergstraße als Schulträger 20,4 Millionen Euro. 3,9 Millionen werden für den naturwissenschaftlichen Neubau verwendet. Mensa und Turnhalle wurden bereits neu gebaut.