Auch wenn das Wetter nicht mitspielt, ist die Stimmung beim Jugendwettbewerb in Heppenheim gut.
Von Robin Rieke
Sie sind für den Aero-Club dabei: die Heppenheimer Piloten Benedikt Stockinger, Sinaly Wonogo, Thorben Hochstein und Lutz Rüllmann (von links).
(Foto: Sascha Lotz)
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HEPPENHEIM - Ein rot gestrichener Segelflieger gleitet über das schlammige Gras des Heppenheimer Flugplatzes, nimmt rasch Fahrt auf – in nur drei Sekunden schafft er es von 0 auf 100 km/h. Der Flieger hebt ab, steigt steil nach oben in den Himmel – bis die Winde in einer Höhe von 350 Metern abgekoppelt wird und das Seil samt Haken langsam mit einem Fallschirm wieder zu Boden gleitet. Auch der Segelflieger selbst geht nun in einen Gleitflug über, der jugendliche Pilot lenkt ihn leicht nach links in Richtung Bruchsee – nur fünf Minuten später wird er schon wieder auf dem Flugplatz landen.
18 Vereine aus ganz Hessen treffen sich an diesem Wochenende in Heppenheim zum hessischen Entscheid im Jugendvergleichsfliegen. An der ersten Runde haben am vergangenen Wochenende hessenweit etwa 90 Nachwuchspiloten im Alter zwischen 15 und 24 Jahren teilgenommen – die besten 30 haben es jetzt bis nach Heppenheim geschafft, wo nun die drei besten hessischen Jugendpiloten gesucht werden. Für die geht es dann Ende September zum bundesweiten Vergleichsfliegen nach Laucha in Sachsen-Anhalt.
„Uns geht es dabei aber eigentlich weniger um den Wettbewerb, sondern viel mehr um das Zusammenkommen“, betont Edgart Schander, der von allen hier nur „Eddy“ genannt wird. Er ist Jugendleiter und Vorstandsmitglied des Aero-Club Heppenheim – und hat die Organisation der Veranstaltung übernommen. Passend zur lockeren Atmosphäre reisen die Jugendlichen für drei Tage hier an, auch wenn eigentlich nur an einem Tag geflogen wird. Sie übernachten in Zelten und Wohnwagen auf dem Gelände – etwas Festivalstimmung liegt deshalb in der Luft, auch weil der Boden inzwischen durch den Dauerregen zu Matsch geworden ist.
AERO-CLUB HEPPENHEIM
Der Aero-Club Heppenheim mit seinen etwa 130 Mitgliedern besitzt einen der größten Flugplätze Hessens. Das flache Land in der Rheinebene bietet dabei auch Anfängern angenehme Flugbedingungen. Besonders stolz ist man im Verein auch über die neue Elektrowinde – die man auch beim Jugendvergleichsfliegen in Aktion sehen konnte: „Im Vergleich zu unserer alten Benzinwinde ist sie deutlich sicherer im Betrieb, viel einfacher zu bedienen und auch noch umweltfreundlicher“, erklärt Eddy.
Bis zum Bundesentscheid hat es am Ende allerdings kein Heppenheimer geschafft: Die beste Platzierung des AC Heppenheim schaffte Benedikt Stockinger mit dem 6. Platz. Nach Sachsen-Anhalt fahren stattdessen zwei Brüder aus Mümlingtal und ein Flieger aus Bad Nauheim. (rori)
„Für das Fliegen ist der Regen natürlich nicht optimal, aber auch nicht wirklich schlimm. Die Sicht ist ja noch gut – solange man die Bergstraße noch sieht, ist alles okay“, erklärt Eddy.
Drei Durchgänge muss jeder der Flieger absolvieren und dabei ein Rechteck über dem Bruchsee sowie verschiedene Figuren fliegen – etwa Kurvenflüge oder Rollübungen. Besonders wichtig für eine gute Wertung ist allerdings die Landung: „Wir haben Landefelder abgestreut, und die Piloten sollten versuchen, möglichst in den Feldern zu landen.“
Die Stimmung, findet Eddy, sei trotz Regen gut: „Alle haben Lust zu fliegen, es läuft zügig durch“. Die Motivation – gerade für die dritte Runde im Regen – könnte aber auch an der Alternative liegen: Wenn nämlich nicht drei Runden geflogen werden können, muss stattdessen ein Theorietest absolviert werden – und darauf hat hier wirklich niemand Lust. Anstrengend ist der Flugtag übrigens auch für die Helfer: Denn traditionell werden die Segelflugzeuge beim Jugendvergleichsfliegen von Hand geschoben – obwohl man in Heppenheim dazu eigentlich längst spezielle Autos verwendet.
„Ich bin froh, dass wir in Hessen mit etwa 90 Teilnehmern am Jugendvergleichsfliegen noch so gut dabei sind. In Rheinland-Pfalz etwa finden sich schon nur noch 40 Teilnehmer“, sagt Andre Elskamp, Landesjugendleiter des hessischen Luftsportbundes. Denn wie fast allen anderen Vereinen fehle es auch den Segelfliegern immer mehr an Nachwuchs. Deshalb sei es auch so wichtig, dass man einmal im Jahr „Gast bei Freunden“ sein könne – und dass hier nicht nur geflogen, sondern auch gefeiert wird.
