Der 72-Jährige ist mit Leib und Seele Chorleiter. Auch in Heppenheim ist er sehr rührig.
Von Robin Rieke
An fünf Abenden in der Woche wird geprobt, teilweise mit gleich mehreren Chören: Volker Schneiders Motivation ist die Herausforderung.
(Foto: Sascha Lotz)
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HEPPENHEIM - Musik hatte für Volker Schneider, der mit einem großen Jubiläumskonzert sein 50-jähriges Jubiläum als Chorleiter gefeiert hat, schon immer einen wichtigen Stellenwert. Der 72-Jährige leitet auch drei Heppenheimer Chöre.
„Ich habe mit 14 Jahren als Chorsänger angefangen“, erinnert Schneider sich. 1969 wurde er zum ersten Mal Chorleiter in seinem Heimatort Großsachsen. Er studierte Lehramt an der pädagogischen Hochschule in Heidelberg und war als Lehrer im Laufe der Jahrzehnte an zahlreichen Schulen tätig – auch hier stellte er die Musik immer in den Vordergrund. So leitete er ab 1993 die Dietrich-Bonhoeffer-Hauptschule in Weinheim, wechselte 1997 als Rektor an die Friedrich-Ebert-Schule in Eppelheim – und 2001 schließlich an die Karillon-Schule in Weinheim. „Das war damals eine Pilotschule des Landes Baden-Württemberg“, erklärt Schneider. Er krempelte die Schule komplett um: Aus der Hauptschule wurde eine Ganztagsschule mit hohem Praxisanteil, externe Lehrbeauftragte unterstützten das Lehrpersonal.
Trotz hohem Ausländeranteil und manchen Herausforderungen bewährte sich das Konzept und „ist heute Standard in Baden-Württemberg“, so Schneider. Auch die Musik durfte hier natürlich nicht fehlen: In der Kooperation mit Partnern, etwa der Musikschule Badische Bergstraße, gelang es, mit den Schülern „echte Musik zu machen“, erläutert Schneider stolz. Doch auch als Chorleiter legte er in dieser Zeit eine beeindruckende Karriere hin: Immer mehr Chöre aus der Region schlossen sich der „Chorgemeinschaft Schneider“ an, es folgten Reisen auf alle Kontinente dieser Erde – ausgenommen nur die Antarktis. „Wir waren in Neuseeland, Australien, China, Dubai, Südafrika, Namibia, Argentinien, Kanada, Schweden und in vielen weiteren Ländern“, erinnert er sich. Manche dieser Reisen seien reine Konzertreisen gewesen, andere seien auch mit touristischen Ausflügen verbunden worden.
Höhepunkt dieser internationalen Musiklaufbahn war aber das „Glasnost“-Musical, das in den 90ern in Weinheim aufgeführt wurde. „Ein unvergessenes Projekt“, erinnert Scheider sich. 140 Kinder und Jugendliche wirkten an der Uraufführung mit, die den sowjetischen Marschall Wiktor Kulikow so beeindruckte, dass er das Musicalteam nach Russland einlud. Schneider warb in Bonn mit „viel Überzeugungsarbeit“ Mittel für die Reise ein, mit 200 Musikern ging es anschließend nach Moskau.
Auch bei diesem Projekt verstand Schneider es wieder, seine schulischen Aufgaben mit seinem Hobby zu verbinden: „Die ganze 10. Realschulklasse kam damals mit nach Moskau und hatte eine Woche lang gemeinsam Geschichtsunterricht mit der Klasse der Moskauer Schule Nr. 8“, erinnert Schneider sich.
Auch nach seiner Pensionierung denkt Schneider aber noch lange nicht ans Aufhören: An fünf Abenden in der Woche wird geprobt, teilweise mit gleich mehreren Chören – schließlich gehören zu den sogenannten „Schneider-Chören“ heute zehn Gesangvereine mit insgesamt 19 Chören. Auch in Heppenheim gibt es drei „Schneiderchöre“: den Heppenheimer Männerchor, den Liederkranz Hambach und das Sängerquartett Mittershausen-Scheuerberg. Ein organisatorischer Aufwand, den er gerne auf sich nimmt: „Meine Motivation ist das Live-Erlebnis mit Menschen – ich hatte immer viele Menschen um mich“, so Schneider. Zudem treibt ihn die Herausforderung an: „Ich hatte immer Klassen – und Chöre – die schwierig waren“, sagt er.