Die Firma Röhrig Granit aus Heppenheim-Sonderbach hat in einer Bürgerversammlung über die geplante Erweiterung ihres Steinbruchs informiert. Für das Projekt sollen unter anderem 6,2 Hektar Schutzwald gerodet werden.
Von Jürgen Reinhardt
Um Vertrauen geworben: Röhrig-Granit-Chef Marco Röhrig während der Bürgerversammlung zur geplanten Steinbrucherweiterung in Sonderbach.
(Foto: Sascha Lotz)
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SONDERBACH - Wenn sogar die Vertreter des Naturschutzbundes von den Möglichkeiten schwärmen, die das Biotop Steinbruch zu bieten hat – was soll da eigentlich noch schiefgehen? Auch wenn das Sonderbacher Unternehmen Röhrig Granit für die Erweiterung seines Steinbruchs im Heppenheimer Stadtteil in den nächsten Jahren 6,2 Hektar Schutzwald roden und Wanderwege verlegen lassen will, sieht es nicht nach größerem Widerstand gegen das Großprojekt aus, das am Dienstagabend in einer Bürgerinformationsveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus vorgestellt wurde.
Geschäftsführer Marco Röhrig zeigte sich ein wenig enttäuscht über die Resonanz; trotzdem dürften es mehr als 300 Gäste aus Sonderbach und der Nachbarschaft gewesen sein, die der Einladung gefolgt waren. Der Termin ist Bestandteil des Genehmigungsverfahrens, das im Frühjahr gestartet wird und – ginge es nach Röhrig – in zwei Jahren beendet sein könnte. Sicher ist das nicht, die bürokratischen Mühlen mahlen langsam in Deutschland, und die Erweiterungspläne könnten an diversen Stationen des Verfahrens verzögert werden.
Befürchtungen sollen zerstreut werden
Röhrig machte allerdings wie schon in einer Pressekonferenz vor einigen Tagen deutlich, dass das Unternehmen mit seinen 90 Mitarbeitern ohne die Erweiterung keine Zukunft hat. Der Rohstoff – hochwertiger Granit, der in immer mehr Produkten zur Anwendung kommt und, auch international, stark nachgefragt ist – geht im derzeit bestehenden Steinbruch zur Neige, langfristige Investitionen machen derzeit keinen Sinn.
INFOS IM INTERNET
Besucher der Bürgerinformation hatten vor Ort Gelegenheit, Fragen zu stellen. Wer diese Gelegenheit verpasst hat, kann sich während des Verfahrens auch über die Homepage der Firma, www.roehrig-granit.de informieren lassen. Per E-Mail ist das Unternehmen unter info@roehrig-granit.de zu erreichen. Die Betreuung der Gäste hatte der der TV Sonderbach übernommen, der Verkehr wurde von der Feuerwehr geregelt. Beteiligt war auch das Ordnungsamt: Parkende am Rand der Hauptstraße wurden mit „Knöllchen“ bedacht. (jr)
Auf der anderen Seite stehen potenzielle Befürchtungen der Nachbarn vor allem in Sonderbach und im Mörlenbacher Ortsteil Juhöhe, dass sie künftig mit mehr Verkehr, mehr Lärm und mehr Staub zu rechnen hätten. Befürchtungen, denen das Unternehmen im Dorfgemeinschaftshaus entgegentrat. Auf einem Dutzend Schautafeln wurden die Pläne erläutert, Mitarbeiter standen Rede und Antwort.
Betreut wird das Projekt von Bergbauingenieur Martin Buschmann (SST Aachen), der sich zu den gravierendsten Auswirkungen des erweiterten Steinbruchbetriebs äußerte: Lärm, Erschütterungen, Staubentwicklung, aber auch zu den Eingriffen in die Natur. Buschmann geht davon aus, dass gegenüber dem jetzigen Zustand, der Messwerte weit unter den zulässigen Höchstwerten zeige, keine Verschlechterung eintreten werde. Weder Lkw-Aufkommen, noch Anzahl oder Intensität der Sprengungen würden erhöht. Es gehe nicht um eine Steigerung der Produktion, sondern um deren Aufrechterhaltung, versicherte er wie zuvor schon Röhrig. Für die zu rodende geschützte Waldfläche werde ein neues Stück Bannwald südlich angrenzend ausgewiesen, Wanderwege und Aussichtspunkt würden verlegt.
Fragen aus dem Publikum hielten sich in engen Grenzen und wurden vornehmlich an den Info-Wänden gestellt. Eine wiederholt gestellte beispielsweise betraf die künftig zu erwartenden Erschütterungen durch die Sprengungen, die zweimal pro Woche durchgeführt werden und bislang vor allem in Sonderbach und auf der Juhöhe zu spüren sind. Durch eine Drehung der Sprengrichtung sollen diese Erschütterungen künftig nach Westen und damit weg von der Bebauung gelenkt werden. Günther Hagemeister vom Naturschutzbund betonte die Chance, die der Steinbruch für Uhu, Wanderfalke und andere hier siedelnde Tierarten habe. Fledermäuse, die den jetzigen Schutzwald besiedelten, würden nach einer Rodung schlicht „umziehen“ und sich neue Reviere suchen.
Marco Röhrig betonte in seinem Schlusswort die Absicht, das Verfahren transparent für die Bevölkerung abzuwickeln und für Lösungen zu sorgen, mit denen alle Beteiligte leben können. Er bot an, ebenso wie seine Mitarbeiter zur Verfügung zu stehen, wenn im Laufe des Verfahrens weitere Fragen auftauchten.