Udo Teckentrup bildet seit 50 Jahren Flugschüler aus
Von Sigrid Jahn
Im Cockpit: Udo Teckentrup bildet in Heppenheim seit 50 Jahren Flugschüler aus. Foto: Dagmar Jährling
( Foto: Dagmar Jährling)
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HEPPENHEIM - Ein besonderes Jubiläum durfte jetzt Udo Teckentrup im Aero-Club Heppenheim feiern: Seit 50 Jahren ist er ehrenamtlich als Fluglehrer auf dem Platz im Südwesten der Kreisstadt tätig, hat die Begeisterung für sein Hobby unzähligen jungen und erwachsenen Schülern weitergegeben und sich gefreut, wenn er die Novizen als voll ausgebildete Piloten eigenverantwortlich in die schwerelose Freiheit über den Wolken entlassen konnte. Viele frühere Eleven sind noch aktiv beim Aero-Club dabei, packen dort mit an, wo sie gebraucht werden und mischen auch erfolgreich bei Wettbewerben mit – wie Jürgen Rusch, der 2014 die deutsche Streckenflugmeisterschaft für sich entschied.
Auch brenzlige Situationen werden simuliert
Fluggeräte haben Udo Teckentrup dabei schon früh fasziniert: zunächst als Modelle, bis ihn Freunde mitnahmen zum Aero-Club und er selbst seine Fluglizenz ansteuerte: in Darmstadt, beim Sportfliegerclub, der neben der Akademischen Fliegergruppe heute noch auf dem Heppenheimer Gelände Flugzeuge stationiert hat.
Schon als Student erhielt Teckentrup seine Zulassung als Segelflugpilot und sprang sofort ein, als beim Club dringend ein Fluglehrer gesucht wurde und es hieß: „Du machst das jetzt.“ Ab dem 8. Juli 1967, mit Mitte zwanzig, betreute Teckentrup nach bestandenem Lehrgang seine ersten Schüler, lange Zeit als einziger Ausbilder auf dem Platz, machte gleichzeitig sein Hobby zum Beruf und beförderte im Cockpit des „Jumbos“, der Boeing 747, tonnenschwere Fracht von Frankfurt aus in alle Welt.
VEREIN MIT ACHT EIGENEN FLUGZEUGEN
Der Heppenheimer Flugplatz ist als Sonderlandeplatz klassifiziert und zählt mit seinen zwei Grasbahnen, die jeweils etwa 1000 Meter lang sind, zu den größten Segelflugplätzen in Deutschland. Hier dürfen Segelflugzeuge, Motorsegler und Motorflugzeuge starten und landen, und da das Gelände direkt an den Hängen des hessischen Odenwalds liegt, wird hier neben dem thermischen Segelflug auch Hang- und Wellenflug betrieben.
Gestartet werden die Segelflugzeuge entweder mit der Motorwinde oder mit dem Schleppflugzeug des Vereins, der insgesamt über acht eigene Flugzeuge verfügt.
Guten Zulauf hat zudem die Jugendgruppe des Aero-Clubs, auch dank eines speziellen Tarifs für Anfänger ab 14 Jahren, der zusätzlich zum ehrenamtlichen Engagement der Ausbilder das Fliegen zu einem erschwinglichen Hobby macht. (jn)
Dem Segel- und Motorflugsport ist er treu geblieben, hat zudem eine Lizenz als Kunstflieger erworben, was ihm auch bei der praktischen Schulung – Theorie wird im Winterhalbjahr gebüffelt – zugute gekommen ist. Denn schon im ersten Drittel der Instruktion, wenn der Lehrer noch im Tandem mit den Aspiranten im Schulungsflugzeug sitzt, werden auch brenzlige Situationen simuliert, um die Neulinge auf möglichst alle Notfälle vorzubereiten. Zwar heißt es in Fliegerkreisen, dass der Weg zum Flugplatz am gefährlichsten wäre, doch wenn beim Segeln zum Beispiel die Thermik abreißt, sollten die Flugzeugführer auch die Landung auf dem Acker beherrschen.
Teckentrup erinnert sich noch gut an einen seiner Schützlinge, der statt das Zugseil auszuklinken, die Haube öffnete. Das sind Schreckmomente auch für den Ausbilder auf dem hinteren Sitz. Trotz aller Routine: „Man muss als Fluglehrer immer wachsam bleiben“, sagt Teckentrup, der seinen Anfängern neben Disziplin und Durchhaltevermögen auch beigebracht hat, dass Fliegen ein Mannschaftssport ist.
Denn von allein kommt kein Segelflugzeug in die Luft: Flugleiter, Motorwindenfahrer und etliche Starthelfer braucht es, um die schnittigen Gleiter in drei Sekunden von null auf einhundert Stundenkilometer in die Höhe zu katapultieren.
Von Ruhestand ist keine Rede
„Jeder sollte alles können bei uns“, ergänzt Max Rüllmann, der Vorsitzende des Aero-Clubs. Dazu gehören auch die „Baustunden“ ab November, wenn der Flugbetrieb ruht und in der Werkstatt auf dem Clubgelände Reparatur- und Wartungsarbeiten angesagt sind. Es ist immer etwas zu tun, auch die mittlerweile fast zehn Fluglehrer, die abwechselnd auf dem Platz Dienst tun, drehen keinesfalls Däumchen.
Udo Teckentrup jedenfalls denkt noch lange nicht an den Ruhestand, zeichnet nach dem Interview noch den schriftlichen Auftrag für Moritz Oestreich und Benedikt Hockinger ab für ihren 50-Kilometer-Streckenflug, denn beide werden in Kürze zur Prüfung unter der Aufsicht des Regierungspräsidiums Darmstadt antreten. Sinaly Wonogo hat seinen Segelflugschein schon 2014 bestanden, und auch er stellt Udo Teckentrup das allerbeste Zeugnis aus: „Er ist super engagiert.“