Heppenheim singt: Aus 100 Kehlen erklingen Lieder am Lagerfeuer
Von Astrid Wagner
Kleines Feuer, großer Spaß: 100 Sänger hören auf das Kommando von Jürgen Rutz (links). Foto: Dagmar Jährling
( Foto: Dagmar Jährling)
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HEPPENHEIM - Besorgte Blicke richteten sich am Montagabend gen Himmel. Donnergrollen trieb den Verantwortlichen der Aktion „Heppenheim singt...“ Sorgenfalten auf die Stirn. Sollte ein Gewitter das gemeinsame Singen am Lagerfeuer in letzter Minute verhindern? Aufatmen dann um kurz vor 19 Uhr, als sich die dunklen Wolken verzogen.
100 Sangesfreunde versammelten sich im Hof des Hauses der Vereine am Erbachwiesenweg und versorgten sich mit Liedtexten. Das versprochene Lagerfeuer war zwar ein bisschen mickrig, aber es ging um den symbolischen Wert. Im Halbkreis scharten sich die Menschen darum: geübte Chorsänger und solche, die sonst nur daheim unter der Dusche singen, wie ein Mann scherzte. Musikdirektor Helmut Vorschütz war der erste, der den bunt zusammengewürfelten Chor leitete. Kollege Jürgen Rutz übernahm einstweilen die rhythmische Begleitung – und sammelte ab und an die vom Winde verwehten Liedzettel ein.
„Ich hoffe, dass alle so heiß darauf sind zu singen wie wir beide“, brach Vorschütz das Eis. Zunächst sangen sich alle ein wenig ein: „Hejahejana“ ertönte es, fast klang es, als würden amerikanische Ureinwohner das Feuer beschwören. Stillsitzen beim Singen? Das hatte Vorschütz nicht vorgesehen. Und schon gab’s zum „Hejana“ eine Mini-Choreografie: ein Schritt nach links, ein Schritt nach rechts. Klappte auf Anhieb.
TERMIN
Zum letzten Treffen in der Reihe „Heppenheim singt...“ kommt es beim Kulturerlebnistag am Sonntag, 10. Juni, ab 11 Uhr rund um das Haus der Vereine, Erbachwiesenweg 16. Dann feiert die Kulturgemeinschaft ihren 30. Geburtstag mit einem großen Programm. (rid)
Die Melodie von „Grüß Gott, du schöner Maien“ war fast jedem geläufig, das erste Ansingen klang schon recht gut. „Und jetzt versuchen wir einmal eine Hornquinte darunter zu bekommen“, forderte der Chorleiter auf. Während die einen noch ratlos schauten, sangen die „Profis“ schon munter drauf los. Einer googelte erst mal mit dem Handy. Aha, eine Stimme singt also tiefer, stellte er fest. Und siehe da, es klang richtig gut. Vorschütz legte noch eine Schippe drauf: jetzt alles im Kanon. Auch das lief wie am Schnürchen.
Beim Dialekt ist man pingelig
Beim nächsten Lied kam gleich der zweite Chor-Fachbegriff ins Spiel, die „Schusterterzen“. Jeder kenne das aus der Schule. Der Mann mit dem Handy ließ es diesmal stecken, hörte kurz zu und sang mit. Auch Vorschütz war angetan von dem, was er zu hören bekam: „Es klingt toll!“, lobte er.
Später intonierten alle den „Bundespräsidenten-Gedächtnis-Song“. Welcher das ist, wussten alle. Und schon erklang „Hoch auf dem gelben Wagen“. „Das können wir“, stellte der Chorleiter fest. Alte Lieder neu arrangiert seien wieder im Kommen, erzählte er. Das Lied vom Kuckuck im Salsa-Rhythmus beispielsweise. Es folgen die getragenen „Hohen Tannen“, das fröhliche „Kumba ya“ und auch „My Bonnie“ durfte nicht fehlen.
Zwischendrin kam noch einmal richtig Bewegung in die Sache. „Zwei Schritt’ nach links, zwei Schritt’ nach rechts“, sprach Vorschütz rhythmisch, baute eine Verbeugung ein, einen kleinen Sprung und einen „kleinen Klatsch“. Nach einer Drehung ging’s von vorne los. Der Sprechgesang wurde zur Melodie und alle hatten Spaß. Auch der 91-jährige Helmut Jakobi war wieder mit von der Partie und machte voller Elan mit.
„Ich hoffe, dass ich es geschafft habe zu vermitteln, wie schön das damals war am Lagerfeuer. Es hat mir großen Spaß gemacht heute“, verabschiedete sich Helmut Vorschütz. Dietmar Petermann, Initiator der „Sing mit...“-Reihe und Vorsitzender der Heppenheimer Kulturgemeinschaft, betonte, man wolle mit der Aktion den Heppenheimer Gesangvereinen keine Konkurrenz machen. Im Gegenteil: Man wolle Werbung machen für den Chorgesang.
Jürgen Rutz, Leiter des Popchor 21, übernahm das Zepter. Juhu-Rufe gab’s, als er den Lagerfeuer-Klassiker schlechthin ankündigte: Bald darauf klang „Country Roads“ aus 100 Kehlen. Den in „Hepprumer Wein“ umgedichteten „Griechischen Wein“ hatten viele bereits beim Treffen bei der Bergsträßer Winzer eG mit dem Chorleiter geübt. So war’s ein Selbstläufer. Nur eine Ermahnung gab es: Man möge es doch bitte ganz richtig machen mit dem Dialekt. Gesagt, gesungen: Mit „Hepprumer Woi... komm schenk dir oi“ setzten alle diese Bitte sofort um. Und hinten tanzte eine Gruppe Frauen Arm in Arm Sirtaki. Schön war’s wieder, fanden alle.