Augenschmaus und politische Reden bei Bottschlorum
Bei der Fasnachtsgesellschaft geht es im vollen Ballsaal des Halben Monds mit der Creme de la Creme der Krimi-Ermittler hoch her.
Von Astrid Wagner
Die Kleinsten vom Krümelballett eröffnen bei der Fastnachtsgesellschaft Bottschlorum den Abend.
(Foto: Sascha Lotz)
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HEPPENHEIM - Was ist schon Schimmi, was sind Professor Boerne und Thiel oder Ballauf und Schenk, wenn man „Oberermittler“ Markus Wilfer und seinen Elferrat hat? „Tatort Heppenheim“ stand in großen Lettern auf dem bekannten blauen Fadenkreuz auf der großen Leinwand im Halben Mond, als die Fastnachtsgesellschaft Bottschlorum ihre Sitzung zelebrierte. Die Jüngsten eröffneten den Abend: Das Krümelballett begeisterte mit einem Marsch zum Song „Herzbeben“ von Helene Fischer; allerliebst waren die Mädels anzusehen, die mit viel Freude und Charme eine tolle Choreografie auf die Bühne brachten.
Kanzler Christopher Hörst begann mit einem traurigen Moment: „Ein wirklich Großer hat sich aufgemacht, feiert jetzt im Himmel Fassenacht. Hermann Friedrich wurde uns fortgerissen, wir werden dich ganz schrecklich hier vermissen.“ Hörst nahm die Politik auf’s Korn. „Eine Plage hat das Städtchen heimgesucht“, bezog er sich, ohne Namen zu nennen, auf Stadtverordnete, die nur ihre Meinung gelten ließen und andere, nämlich ihn, verklagten: „Ausgehen tut’s wie’s Hornberger Schießen, drum tu ich’s heut mit euch begießen.“ Die Datenschutzgrundverordnung wiederum habe selbst Einfluss auf Kindergarten-Gruppenfotos: „Gibt’s schwarze Balken vor’s Gesicht – sind die da oben noch ganz dicht?“ Er thematisierte pointiert Dieselfahrverbote, die Europa-Politik, die AfD und den Brexit.
Für einen tänzerischen Augenschmaus sorgte Tanzmariechen Marie Franken, die eine fantastische Performance auf der Bühne ablieferte, die alle von den Sitzen riss. Die Mischung aus Gardetanz und Akrobatik war sehenswert.
WER WAR NOCH DABEI?
Faltklatscher: Stefan Wanzel und Anke Hildenbeutel; Vortrag über den „Tatort Hepprum“: Michael Tiegelkamp; Vortrag „Pathologinnen“: Maren Henkelmann und Jutta Klemmer; Vortrag „Gastwirt“: Raimar Gürtler. (rid)
Nicht fehlen durfte Nachwuchstalent Fenja Wanzel, die den neuen „Beruf“ der „Influencerin“ auf die Schippe nahm: „Ich bin eine Inspiration für viele Kinder und Jugendliche, die viel zu früh ein Handy bekommen haben.“ Das Gelächter war groß, als sie sich für’s „Schmink-Tutorial“ Sitzungspräsident Markus Wilfer in die Box holte: „Mach mal ein Duck Face – perfekt!“ Als Krönung gab sie ihm ein Päckchen Reinigungstücher mit: „Damit du auch endlich mal Chancen auf dem Heiratsmarkt hast.“ Wilfer nahm’s mit Humor.
Beim Anblick des Purzelballetts ging einem das Herz auf. 13 kleine Stewardessen und ein Flugkapitän tanzten zu Songs wie „Flieger, grüß mir die Sonne“ und „Über den Wolken“ eine tolle Show. Auch das Jokusballett sorgte für Stimmung. Es tanzte einen Marsch zur Musik aus „Fluch der Karibik“. Zweigeteilt war der Auftritt der mittlerweile fast 20-köpfigen Truppe der „Kkdus“ - gesprochen „Kakadus“. Bei ihrer Sketch-Show vor der Pause gab sich die Crème de la Crème der Ermittler die Ehre – von James Bond, Miss Marple bis zu den „Drei Engeln für Charlie“, Schimmi und Colombo. Und die waren bitter nötig, schließlich hatten die Bensemer das Rathaus und den Turm der Starkenburg geklaut und den Umzug in ihr Städtchen umgeleitet.
Das FGB-Ballett sorgte gleich zweimal für Furore. Zunächst mit einem Marsch zum Song „Celebration“, bei dem die Beine völlig synchron durch die Luft wirbelten. Noch einen drauf legte der Showtanz „Die ganze Welt ist ein Zirkus“. Mit golden glitzernden Zylindern toppten die Tänzerinnen alles Bisherige mit einer tollen Darbietung mit viel Ausdruck und Sexappeal.
Als Melampus klärte Hedwig Vock über allerlei auf. Sie verwies auf die prähistorischen Ausgrabungen: „Prähistorischen Müll grub man da jetzt aus. Net Bensem, net Lorsch – Hepprum war first, da war’n die annern noch Matsch.“ Zum geplanten 19-stöckigen Hochhaus meinte sie: „19 Stock sin werklich die Höh’, legt des Teil doch einfach um, das wär doch schee… Un oben druff dann Gras und Blumme, dann wär des e Hundewies für umme.“
Noch einmal brachte die altersgemischte Crew der Kakadus die Zuschauer im ausverkauften Saal mit einer gelungenen Playbackshow in Partylaune. Da stimmte jede Mundbewegung und jeder „Move“ der Protagonisten. Helene Fischer, Roland Kaiser, Abba, The Boss Hoss und Bryan Adams waren da. Als krönenden Abschluss gab’s das viel umjubelte Männerballett. Holde Grazien in rosa Tutus tanzten Schwanensee, dass kein Auge trocken blieb. Anmutig, elegant, mit Selbstironie. Herrlich. Dann flogen die Röckchen in die Ecke und im Bunny-Outfit ging es ab – „You are sexy and you know it“.