Unvergessene Bürstädter: Halle erinnert an August Held
August Held hat die Turn- und Schwimmgemeinde Bürstadt und die Gymnastika gegründet. Sein Leben widmete er dem Sport.
Von Frank Gumbel
August Held (Zweiter von links), hier mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt (Mitte), wollte die Jugend der Welt über das Turnen zusammenbringen. Rechts im Bild der frühere Bundestagsabgeordnete Klaus Kübler. Repros: Gutschalk
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BÜRSTADT - „All seine Kraft und sein ganzes Leben widmete er dem Sport und dem Aufbau der TSG“, sagt Margit Held. Sie ist die Schwiegertochter des legendären August Held, dem unvergessenen Bürstädter, der die Turn- und Schwimmgemeinde (TSG) gegründet hat. Margit Held hat zahlreiche Erinnerungen an den Schwiegervater: Bilder, Zeitungsberichte, Pokale und Ehrenurkunden. Ein großer Schatz, mit dem sie in der Lage ist, sehr ausführlich über Leben und Werk des „Helde-Auguschd“ zu berichten.
August Held wurde am 26. August 1914 in der Wilhelminenstraße geboren und ist in Bürstadt aufgewachsen. Sein Vater Josef war Kommandant der Feuerwehr, seine Mutter Katharina, geborene Ofenloch, ist früh verstorben. Jakob, ein Bruder von August Held, fiel im Krieg 1944 in Russland. Außerdem hatte er noch zwei Schwestern, von denen eine den Friseurmeister Valentin Heiser aus der Heinrichstraße geheiratet hatte.
Mit seiner Ehefrau Josefine, geborene Brenner, hatte August Held zwei Söhne. Sohn Gunther lebt in Heppenheim, während Siegfried – der Ehemann von Margit Held – bereits im Alter von 54 Jahren verstorben ist.
August Held (Zweiter von links), hier mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt (Mitte), wollte die Jugend der Welt über das Turnen zusammenbringen. Rechts im Bild der frühere Bundestagsabgeordnete Klaus Kübler. Repros: Gutschalk
August Held
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1920 bis 1928 besuchte August Held die Volkschule und absolvierte danach eine Lehre bei der Druckerei Träger, dem damaligen Herausgeber dieser Zeitung. Nachdem Held seinen Meisterbrief erhalten hatte, macht er sich selbständig und arbeitete zunächst in der Pankratiusstraße, im Elternhaus seiner Ehefrau in einer kleinen Ein-Mann-Druckerei. In den 50er Jahren erfolgte der Umzug in ein erworbenes Anwesen in der Nibelungenstraße. Nach mehreren Umbauten wurde die Akzidenzdruckerei „Held-Druck“ in die Nibelungenstraße verlegt.
Für das Ehepaar Held war die Existenzgründung keine leichte Zeit. Seine Arbeit mit der Liebe zur Turnerei zu verbinden, war für August Held nicht immer einfach. Oft musste die ganze Familie in der Druckerei helfen, um Aufträge zu schaffen. Held bildete auch Lehrlinge aus und beschäftigte zeitweise zwei Mitarbeiter. Sohn Siegfried wurde auch Schriftsetzer. Er übernahm später die Druckerei, die nach seinem Tod aufgelöst wurde.
DIE SERIE
Mit der Serie „Unvergessene Bürstädter“ soll an Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wirtschaft oder Sport erinnert werden, die viel für die Stadt geleistet haben. Den Auftakt macht dieser Beitrag über August Held. (frg)
Während des Zweiten Weltkrieges war August Held Oberfeldwebel und wurde bei dem Russland-Feldzug fünfmal verwundet. „Aus seinen Erzählungen weiß ich, dass er sich selbst eine Beinverletzung zufügte, um auf einem Schiff, das Verletzte aus Russland in die Heimat brachte, aufgenommen zu werden“, berichtet Margit Held. Dabei schwamm er trotz Verletzung auf das bereits gestartete Schiff, um mitgenommen zu werden. Das hat ihn vor der Gefangenschaft gerettet.
Seit dem sechsten Lebensjahr hatte sich August Held der Turnerei verschrieben. Mit 14 Jahren war er Kinderturnwart und mit 18 Jahren Oberturnwart in Bürstadt. Held sollte auch bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teilnehmen. Wegen des Tods seiner Mutter musste er absagen. 1955 gründete er mit weiteren Interessierten die TSG und beteiligte sich im gleichen Jahr mit seiner Riege an einem ersten internationalen Gymnastiktreffen im Ausland. Die heute weltbekannte „Gymnastika“ in Bürstadt hat er ins Leben gerufen und bis zu seinem Tod organisiert. Der Turner hat in vielen Ländern freundschaftliche Bande geknüpft, die Völkerverständigung vorangebracht und seine TSG und Bürstadt bekannt gemacht. Mit seiner fantastischen Sprunggruppe feierte er große Erfolge. Und das nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika und Asien.
Held hat viele Auszeichnungen erhalten. Am wichtigsten ist wohl das Bundesverdienstkreuz am Bande, das er 1967 für seine Arbeit in der internationalen Verständigung der Jugend im Sport bekam. In den 70er Jahren wurde mit Bau der August-Held-Halle begonnen, mit der er sich einen Traum erfüllte. Eine große Halle, mit einer großen Bühne, wo alle Gruppen der „Gymnastika“ Leistung zeigen konnten.
Im Januar 1981 starb August Held im Krankenhaus auf dem Waldhof. Er hatte während eines Lehrgangs in den Weihnachtsferien mit über 100 Teilnehmern in der Held-Halle, den er selbst leitete, einen Hirnschlag erlitten.