Maler Hermann Getrost hat als Mitarbeiter beim städtischen Bauhof öffentliche Gebäude für das große Fest im Jahr 1981 herausgeputzt
Von Frank Gumbel
Hermann Getrost überlegt, ob er seinen Lebensabend nicht ständig mit seiner Gattin im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth verbringen soll. Foto: Thorsten Gutschalk
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BÜRSTADT - "Ich hatte nie Interesse, Bürstadt zu verlassen. Ich bin hier geboren und fühle mich bis heute sehr wohl in unserer Stadt," sagt Hermann Getrost, der heutige "Original- Bäschdädder". Und dann beteuert er: "Ich bin ein waschechter Bürstädter mit Leib und Seele". Dabei wäre es für ihn - als junger Mann - leicht gewesen, wegzuziehen. Seine Ehefrau Gertrud geborene Mader stammt aus der Rhön, und Getrost hätte dort bei einem Malermeister einen Job gefunden. Doch das wollte er nicht: "Das waren damals schlechtere Arbeitsbedingungen", sagt der Rentner zurückblickend. Selbst heute hat Getrost an "seinem" Bürstadt nichts auszusetzen, wie er beteuert.
Hermann Getrost wurde im August 1935 in der Augustinerstraße geboren. Sein Vater Georg ist Schuhmacher gewesen, Mutter Anna war eine geborene Berg. Fünf Geschwister gehörten noch zur Familie, davon ein Mädchen. Im Kriegsjahr 1941 kam Getrost in die Alte Schillerschule und erinnert sich an die Lehrerin Weißhuhn, eine Nationalsozialistin. "Da wurde das 'Heil Hitler' regelmäßig einstudiert", weiß er noch. Die Nachkriegsjahre bei den Lehrern Sailer und Koch waren da schon wesentlich angenehmer.
Getrost hat zwar vom Vater gelernt, Schuhmacherarbeiten zu verrichten, sah aber in dem Beruf damals schon keine Zukunft. Daher begann er 1949 eine Malerlehre bei dem Bürstädter Maler Peter Ohl in der Wingertsfeldstaße, wo er nach der Ausbildung noch drei Jahre tätig war. Anschließend hat er in Mannheim bei verschiedenen Malerbetrieben gearbeitet, ehe er 1972 bei der Stadt Bürstadt begann. Anfangs hat er auch dort die Malerarbeiten übernommen und war besonders anlässlich des Hessentags 1981 gefordert, wo er am früheren "Blauen Palais", am Gesundheitsamt und beim historischen Rathaus Verschönerungsarbeiten vornahm. Damals arbeitete Getrost als Bauhofmitarbeiter im Industriegebiet. Ehe er 1998 in den Ruhestand ging, war er einige Jahre im Rathaus als Hausmeister tätig. Dabei erinnert er sich insbesondere noch gern an den alljährlichen Rathaussturm zurück, den die Narren an Fastnacht veranstalteten.
Seine Frau Gertrud hat er 1959 kennengelernt. Sie stammt aus der Rhöngemeinde Unterwaldbehrungen, hatte aber in Bürstadt Arbeit gefunden. Sie war bei dem gut gehenden Wäschegeschäft Soldan in der Nibelungenstraße angestellt. An Fastnacht hat Getrost die junge Frau im "Löwen" zum Tanzen aufgefordert und es hat offenbar sofort "gefunkt". 1960 haben die jungen Leute in der Kirche St. Michael geheiratet. Das Paar wohnte zunächst bei den Eltern in der Augustinerstraße, hat dann aber in der Haydnstraße gebaut. Aus der Ehe sind zwei Söhne hervorgegangen. Wolfgang kam 1962 zur Welt und Rainer, der in Bobstadt wohnt, wurde 1967 geboren. Derzeit ist Hermann Getrost im Alten- und Pflegheim St. Elisabeth zur Kurzzeitpflege. Dort lebt auch seine Frau. Der Maler trägt sich mit dem Gedanken fest in der Einrichtung zu bleiben. Dabei schwebt ihm ein Doppelzimmer mit der Gattin vor. Er bedauert zwar, dass er sein Haus dann aufgeben muss, und sagt bedauernd: "Dehoam iss Dehoam." Aber wichtig ist ihm auch, dass er in der Einrichtung in gesundheitlicher Betreuung ist. In St. Elisabeth nimmt er heute schon gern an den Veranstaltungen teil, die für die Bewohner im Angebot sind. So ist er jeden Donnerstag mit Begeisterung beim Seniorentreff der Caritas zu finden, wenn Herren im fortgeschrittenen Alter zusammensitzen.
Getrost ist ein begeisterter Sänger und war früher im Kirchenchor. Seit 34 Jahren singt er beim Männergesangverein und das will er auch weitermachen, so lange wie es geht. Er ist er beim Männerchor aktiv und auch beim gemischten Chor, der zusammen mit dem Volkschor entstanden ist. Hermann Getrost bedauert, dass sein Jahrgang - aus Mangel an Schulkameraden - aufgelöst wurde. Früher hat er auch dort in einem Chor gesungen.