Wegen des Niedrigwassers sieht man bei Nordheim, wie viel Müll der Fluss zu verkraften hat. Die Helfer sind rund um das Fährhaus in Aktion.
Von Claudia Stehle
Saubere Sache: Um Müll am Ufer und im Flussbett des Rheins zu sammeln, hat Fährhauswirt Steven Alongi einen Aufruf gestartet. Mehr als hundert Helfer packen mit an.
(Foto: Thorsten Gutschalk)
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BIBLIS-NORDHEIM - Müll und Unrat bis zum Abwinken sammelten mehr als hundert Freiwillige am Sonntag bei bestem Spätherbstwetter und extremem Niedrigwasser am ausgetrockneten Ufer und Flussbett des Rheins. Der Schwerpunkt lag rund um die Gaststätte „Zum Fährhaus“, deren Wirt Steven Alongi zu dieser Aktion aufgerufen hatte.
Der niedrige Wasserstand im Rhein, durch den die Insel vor dem Gasthaus zum Festland geworden ist, brachte Alongi auf die Idee. „Rund um das Gasthaus wurde dadurch deutlich sichtbar, was teilweise vor Jahren schon in den Fluss und an seinen Ufern entsorgt worden ist“, sagt er und freut sich, dass diese Idee von seinen Gästen aus Biblis und aus der Region bis über den Rhein so gut aufgegriffen worden ist, nachdem er über die Medien zur Mithilfe aufgerufen hatte.
Weitere Gemeinden wollen nachziehen
„Es war toll, dass auch die örtlichen Vereine wie die Schützen oder auch der Sportverein ihre Mitglieder ebenfalls um Unterstützung gebeten haben“, sagt Cornelius Herrmann, der mit einer Gruppe von Kindern und Erwachsenen hier seit dem Start am Mittag aktiv ist. „Wir haben zwar den Nibelungenschatz nicht gehoben, dafür jede Menge Unrat und teilweise auch dubiose Dinge wie eingeschweißte tote Fische oder auch Fahrzeugpapiere samt Gebrauchsanleitung für einen Pkw gefunden“, sagt er.
RESONANZ
Aufgrund der großen Resonanz auf seinen Aufruf zur Entsorgung wilden Mülls am Ufer und im Flussbett des Rheins will Steven Alongi, der Wirt in der Nordheimer „Rheinfähre“, auch 2019 diese Aktion wiederholen. Er sieht aber noch weiteren Handlungsbedarf im Umgang mit dem Ökosystem Rhein und seinen Ufern, denn inzwischen ist die Insel, die jetzt zwar mit dem Festland verbunden, aber ein Naturschutzgebiet ist, zu einem Ziel auch für motorisierte Besucher geworden. (steh)
Alongi, seit März Wirt im „Fährhaus“ und zuvor schon seit 2009 als Mitarbeiter hier tätig, kennt den Fluss rund um das Haus wie seine Hosentasche. „Inzwischen habe ich erfahren, dass in anderen Gemeinden am Rhein ähnliche Aktionen nach unserem Vorbild geplant sind, etwa am kommenden Wochenende in Gernsheim, das begrüßen wir hier in der „Rheinfähre“, sagt er. Der Rhein sei für die Leute, die hier ihren Unrat entsorgen, wie ein Fass ohne Boden und nehme seine Schmutzfracht dank der Strömung oft mit. Für die Aktion hat er die blauen Müllsäcke und die Einweghandschuhe organisiert, die er den Mithelfern zur Verfügung stellt. Einige haben selbst ihre Arbeitshandschuhe und Säcke mit gebracht, bevor sie auf der Jagd nach dem Müll ausschwärmen. Auch zu einem Getränk lädt Alongi seine Helfer ein. Ständig bringen Mitwirkende ihre vollen Säcke zur Sammelstelle, die der Wirt vor dem Gasthaus eingerichtet hat. „Die Säcke und der andere gesammelte Unrat werden von der Gemeinde abgeholt und entsorgt“, sagt er, während er einen kritischen Blick über das Sammelgut gleiten lässt.
Alte, teilweise fast schon historische Autoreifen mit und ohne Felgen liegen hier, ein alter PC, ein Kinderwagen aus den 80er Jahren und viele Säcke voll Plastik und Glas. Gerade bringt ein Helfer einen alten, verrosteten Einkaufswagen, der scheinbar eine Zeitlang als Grill noch Dienst tat, die Böschung hoch. „Die vielen Überreste von Grillpartys entlang des Rheins sind heute ein besonderes Kapitel, vor allem die sogenannten Einmalgrills und die Alu-Einwegschalen“, stellt Werner Schmid am Sammelplatz fest. Bei seinen häufigen Spaziergängen hier am Rhein habe er sich an diesem gedankenlos oder absichtsvoll entsorgten Unrat schon sehr gestört, sagt er und verweist auf vier fast volle Farbeimer, die im Gesträuch am Ufer entsorgt worden waren.
„Wir haben bereits einen großen Öltank gesichert, der allerdings vom Gemeindebauhof direkt an der Fundstelle abgeholt werden muss, den kann keiner zur Sammelstelle bringen“, sagt Alongi, der eigens für die Grillfreunde rund um sein Gasthaus eine Abfalltonne aufgestellt hat für deren Partymüll.