Oper mal anders: Die Wiesbadener Velvets kombinieren Schwarzes Theater mit Pantomime, Masken- und Puppenspiel. Dazu erklingt die Musik Antonin Dvoráks.
Von Julia Anderton
Lokalredakteurin Wiesbaden
Schauspieler sind in der Inszenierung im Velvets-Theater nicht zu sehen; stattdessen wird Schwarzes Theater mit Pantomime, Masken- und Puppenspiel kombiniert.
(Foto: Velvet)
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WIESBADEN - Knapp 30 Jahre ist es her, dass die abenteuerlustige Meerjungfrau Arielle die Leinwand eroberte und ihren Kolleginnen in Büchern, TV-Serien oder auf Postern zu neuem Ruhm verhalf – dabei rankten sich schon lange vor dem Disney-Boom Sagen und Legenden um schöne Meerjungfern, man denke nur an Heinrich Heines „Loreley“-Gedicht oder Hans Christian Andersens „Die kleine Meerjungfrau“, auf der im Übrigen auch der „Arielle“-Blockbuster basiert.
In Tschechien kennt jedes Kind die Dvorák-Oper
Bereits 1901 feierte Antonin Dvoráks Oper „Rusalka“ im Prager Nationaltheater ihre Uraufführung. „Es ist ein Stück tschechischer Kultur und Tradition, jedes Kind kennt diese Oper“, weiß Barbara Naughton vom Velvets-Theater, in dem „Die kleine Meerjungfrau Rusalka“ am Sonntag aufgeführt wird.
Die Handlung ähnelt dem Andersen-Märchen, setzt jedoch eigene Akzente. So lernt Rusalka beispielsweise den Prinzen nicht unter den dramatischen Umständen eines Schiffbruchs kennen. Doch auch ohne diesen Adrenalinkick verliebt sich die Tochter des Wassermanns Hals über Kopf in den schneidigen Burschen und möchte seinetwegen ein Mensch werden. Die Hexe Jezibaba macht’s möglich, allerdings muss Rusalka im Tausch für den Zauber in der Menschenwelt stumm bleiben, was sich als eine Entscheidung mit katastrophalen Konsequenzen entpuppt. Ein Happy End gibt es dennoch, allerdings nicht im Disney-Stil, und auch die Inszenierung hebt sich vom Mainstream ab: In farbenprächtigen Bildern wird „Die kleine Meerjungfrau Rusalka“ als Oper präsentiert, begleitet von der Musik Dvoráks, die vom Berliner Rundfunkorchester eingespielt wurde. Schauspieler sind auf der Bühne nicht zu sehen, dafür wird in diesem Stück Schwarzes Theater mit Pantomime, Masken- und Puppenspiel kombiniert.
RUSALKA
„Die kleine Meerjungfrau Rusalka“ für Kinder ab acht Jahren und Erwachsene wird am 14. Oktober um 18 Uhr gespielt. Tickets ab 17,50 Euro sind an den Vorverkaufsstellen erhältlich.
Die Produktion feierte 1995 Premiere und ist ein Dauerbrenner, im Schnitt finden acht Vorstellungen im Jahr statt. „Momo“, „Schneewittchen“ und „Der kleine Prinz“ sind weitere Inszenierungen, die auch für Kinder interessant sind; für 2019 ist zudem die Wiederaufnahme von „Der Zauberlehrling“ vorgesehen. „Heute sind Märchen in unserer Gesellschaft wichtiger denn je. In einer unruhigen und unsicheren Welt, in der es kaum noch Tabus gibt und kriminelle Delikte mancherorts als Heldentaten gefeiert werden, brauchen Kinder dringend Werte, die ihnen mit den Märchen vermittelt werden. Moral, Sozialkompetenz, Mitgefühl oder die Begriffe der Freundschaft und Familie werden somit sehr wichtig“, ist Barbara Naughton überzeugt.