Theatergruppe Ulüm schildert Szenen aus Einwanderer-Alltag
Vorurteile auf deutscher und türkischer Seite abbauen will die Theatergruppe Ulüm. Im Wormser Lincoln-Theater ging es auch um Erfahrungen am Arbeitsplatz – vorgetragen mit Humor.
Von Sarah-Lina Mielke
„Oh Gott, die Türken integrieren sich“: Szene aus dem Stück der Theatergruppe Ulüm im Lincoln.
(Foto: photoagenten/Balzarin)
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WORMS - „Oh Gott, die Türken integrieren sich“ heißt das Stück der deutsch-türkischen Theatergruppe Ulüm. „Der Name Ulüm kam durch die Aussprache der eingewanderten Türken erster Generation für die Stadt Ulm zustande“, so Tuncay Colak, Mitglied der Theatergruppe. In den 1960er Jahren seien die ersten türkischen Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Diese hätten den Namen „Ulm“ noch nicht aussprechen können.
Ebenfalls seit der ersten Generation Zuwanderer hätten türkische Familien Probleme mit Nachbarn und Schwierigkeiten bei der Arbeits- und Wohnungssuche. „Wir wollen gegenseitige Vorurteile abbauen, sowohl auf türkischer als auch auf deutscher Seite“, erklärte Colak. Das Resultat sind Komödien, die die Nachricht „Miteinander statt abgekoppelt voneinander“ vermitteln sollen.
Die Gruppe, bestehend aus sieben Mitgliedern, spielt verschiedene Alltagssituationen vor, bei denen es aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse oder verschiedener Sitten und Gebräuche zu Missverständnissen oder lustigen Situationen kommt. Im Mittelpunkt steht die vierköpfige Familie Dasch mit Mutter, Vater, Tochter und Sohn. Herr Dasch probierte in Deutschland einen Job zu finden. Die ersten beiden deutschen Wörter, die er lernte, waren „gut“ von einer Vorarbeiterin und „langsam“ von einem Mitglied des Betriebsrates bei einer Fließbandtätigkeit. Die Vorarbeiter lobten ihn für seine schnelle Arbeit, der Betriebsrat bat ihn, langsamer zu arbeiten, da dies nur die Chefetage, aber nicht die anderen Arbeiter glücklich mache.
In einer weiteren Situation muss das Ehepaar Dasch einen Deutschtest für ihre Einbürgerung in Deutschland bestehen, wobei sie ihre Einwanderungsgeschichte erläutern. Drehbuchautor und Regisseur der Theatergruppe „Ulüm“ ist der in Istanbul lebende Aydin Engin. Er flüchtete 1980 wegen eines Putsches in der Türkei nach Deutschland und lebte dort bis zu Beginn der 90er Jahre. Jetzt kommt er unregelmäßig für jeweils ein oder zwei Monate nach Deutschland, um mit der Gruppe ein neues Stück einzuüben.
Seit 20 Jahren spielt „Ulüm“ im deutschsprachigen Raum, zum Repertoire gehören sieben verschiedene Stücke. „Bei uns ist jeder alles“, erklärte Colak. „Ich bin Schauspieler und Techniker zugleich.“ Die Stücke sollten der Unterhaltung dienen, aber eine politische Botschaft sei natürlich auch enthalten, wie er erläuterte. „Wir kritisieren sowohl diejenigen Türken, die seit 50 Jahren hier wohnen und kein Wort Deutsch sprechen, als auch die Politik in Deutschland, die Assimilation statt Integration fordert.“
Trotz auch ernster Themen wie dem Beitritt der Türkei zur EU gelingt es der Gruppe immer, die Zuschauer zum Lachen zu bringen. Abgerundet wurde der Nachmittag im Lincoln-Theater durch ein Buffet türkischer Spezialitäten des Interkulturellen Netzwerkes Turkuaz im Foyer.