Peter Vollmer gastiert mit Solo im Halbneun-Theater
Mit der Autorität der Männer ist es nicht weit her. Das zeigt der Kabarettist in seinem Programm „Er hat die Hosen an – sie sagt ihm, welche“. Am Samstag gastierte er in Darmstadt.
Von Bettina Bergstedt
Hat Martin Schulz die Hosen an? Peter Vollmer formuliert in seinem Programm „Er hat die Hosen an – sie sagt ihm, welche" generelle Zweifel an der Autorität des Mannes.
(Foto: Dirk Zengel)
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DARMSTADT - „Komik ist Wahrheit und Schmerz“, so steht es auf seiner Website, man könnte auch sagen: Die schmerzliche Wahrheit ist so urkomisch, dass, wer darüber lachen kann, davon Bauchschmerzen bekommt. Es wurde viel gelacht am Samstag im gut gefüllten Halbneun Theater. Peter Vollmer nimmt sich des immer wieder beliebten Themas Frauen und Männer an, hinzu kommen die brennenden, meist eng mit dem Geschlecht verbundenen Problematiken Veganismus und Elektromobilität.
Verlorene Männlichkeit im Outdoor-Outfit
Was zeichnet einen Mann heute aus, der kein Mann mehr sein darf? Nicht das schnelle Auto, sondern die Sehnsucht danach. Oder die Funktionsklamotten als Ersatz für verlorene Männlichkeit: Einmal Cowboy sein in einer Multi-Tech-Active-Outdoor-Hose. Nachts treffen sich die von ihren Frauen hart kritisierten Geschundenen, wenn sie wieder mal was falsch gemacht haben, mit dem Kissen unter dem Arm in der Tiefgarage, weil der zaghafte Versöhnungs-Vorschlag „Okay, ich schlaf heute auf dem Sofa“ nicht mehr greift. Die Frauen haben die Hosen an in Peter Vollmers Programm, das der Kabarettist dementsprechend ironisch benannt hat: „Er hat die Hosen an – sie sagt ihm, welche“.
Die schnell aneinander gereihten Pointen lassen weder an den Frauen, noch an den Männern viele gute Haare. Bis zur Intimrasur zerrt Vollmer auch hühnerbeinschlaffe Wahrheiten ans Licht der Öffentlichkeit. Der Mann in den besten Jahren kann nicht mehr immer so, wie er will. Das weiß Peter Vollmer aus eigener Erfahrung. Als Best-Ager ist er vor allem Ehemann und Vater, ansonsten muss er sein Leben ausgesperrt fristen – siehe Tiefgarage.
TERMINE
Im Halbneun-Theater, Sandstraße 32, geht es gleich am Dienstag, 2. Oktober, um 20.30 Uhr weiter mit der morbiden Comedy von „Der Tod“. Am Freitag 5. Oktober, kommt Hans Gerzlich mit seinem Solo „Und wie war Dein Tag, Schatz“. Volker Weininger stellt seinen „Schulmärchenreport“ am Samstag, 6. Oktober, vor, jeweils 20.30 Uhr. (red)
Herrlich treibt Vollmer das knapp, aber gezielt bis in die böse Satire hinein gezeichnete Bild einer geschlechtergemischten veganen Tofu-Wurst-Gesellschaft, in der überwiegend „Mann“ heimlich durch den finsteren Teil des Bahnhofsviertels schleicht, bis er auf einen illegalen Fleischverkäufer stößt: „Ks, eh, hab’ isch korrekte Döner!“ Ja, und die Autos sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, wie die Namen schon sagen: So ein kerniger „Kadett“ versus das neue Modell „Mokka“? Wie soll sich ein Mann bitte mit einem braunen „rollenden Milchkaffee“ identifizieren? Nicht mal in den intelligenten E-Autos kann Mann mehr Gas geben: „Das sind doch Autos für die Pflegestufe 3!“
Zwischendrin gibt’s umgedichtete „Männerprotestsongs“ zu bekannten Volks- und Schlagermelodien und Witze wie diesen: „Was ist eine Straße voller Männer? Eine Sackgasse!“ Ja, „früher haben wir in den PS-starken Autos noch ein anderes Bild abgegeben“, sagt Vollmer: Irgendwie ist das nichts mit der Emanzipation. Vollmer hebt nicht den moralischen Zeigefinger, sondern lacht mit, verschmitzt und freilich kernig-männlich auf der Bühne, über die Dilemmata unserer Zeit.