Komödie "Lonelyhearts" erntet Beifall im Mollerhaus

Die Skiläufer Jana (Sabrina Czink) und Moritz (Ulrich Sommer) sind unterschiedliche Charaktere. In der Komödie "Lonelyhearts" bringt ein Schneesturm beide in einer einsamen Hütte zusammen. Für die Premiere am Donnerstag im Darmstädter Mollerhaus in einer Koproduktion des Theater Curioso mit dem Frankfurter Stalburg Theater gab es viel Applaus. Foto: Theater Curioso

Zwei unterschiedliche Menschen, die durch Zufall in eine Skihütte gesperrt werden. Die Komödie "Lonelyhearts" sorgte bei der Premiere im Darmstädter Mollerhaus für Lacher.

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DARMSTADT. Bloggerin Jana ahnt es schon nach wenigen Minuten. "Mit Ihnen und Ihrem Ego wird es vermutlich sehr eng hier drinnen", konstatiert sie entnervt. Da hat Berater Moritz bereits vergeblich versucht, die unverschlossene Tür zu der kleinen Hütte mit Brachialgewalt zu öffnen - und kontert ihren schnippischen Spott ("erst handeln, dann denken, dass ist also Ihre Devise") mit kühler Arroganz. "Ich bin es halt gewohnt, Entscheidungen zu treffen", konstatiert er.

Ansonsten suhlt Moritz sich nach einem Skiunfall lautstark in Selbstmitleid. "Zerschmetterter Fuß, offener Trümmerbruch und wahrscheinlich viel Blut im Schuh", lautet seine Eigendiagnose. "Höchstens verstaucht", ist ihr kühler Befund.

Zwei offenbar sehr unterschiedliche Charaktere hat es da mitten im Schneesturm aus der Spur und in die abgelegene Skihütte getragen. Im Hotel konnten sie sich schon nicht ausstehen, nun haben sie sowohl ihre Skigruppe, als auch die Orientierung verloren und sind aufeinander angewiesen. Doch es kommt, wie es kommen muss: Im Laufe eines Nachmittags und einer Nacht entdecken Bloggerin und Berater mehr Gemeinsamkeiten, als ihnen lieb sein kann.

Am Donnerstag hatte die Komödie "Lonelyhearts", eine Koproduktion von Theater Curioso und dem Frankfurter Stalburg Theater, Premiere im Darmstädter Theater Mollerhaus. Das Publikum hatte seine helle Freude an dem Schlagabtausch zwischen zickiger Zweiflerin (Sabrina Czink) und optimierungswütigem Macher (Ulrich Sommer), dem die Gefühle abhanden gegangen sind.

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"Lonelyhearts" heißt nicht nur die Internetseite Janas, auf der sie in einer Art Selbsttherapie von der Liebe enttäuschte Menschen berät. Einsame Herzen sind auch Jana und Moritz. "Keine Frau ist glücklich mit dem, was da an ihrer Seite lebt", sagt die erfolgreiche Bloggerin. "Liebe ist etwas für Leute mit einem Feierabend", meint der in kalten Kalkulationen gefangene Berater. Was für Jana Menschen mit Problemen sind, nennt Moritz "Zielgruppen".

Doch diese auf den ersten Blick so verschiedenen Unterschlupf-Suchenden eint ein Credo: "Keine Risiken eingehen" - schon gar nicht in Gefühlsdingen. Und so unterschiedlich ihre Lebensgestaltung zunächst auch wirken mag, die Konsequenzen sind erschütternd gleich. Wer aus Angst vor Enttäuschungen (Jana) oder Erschütterungen (Moritz) sich auf niemanden einlässt, bleibt zutiefst einsam. Nur die Erscheinungsform mag unterschiedlich wirken: Sie kreist grübelnd, er dagegen selbstverliebt nur um sich selbst.

Auch Hightech nutzt nichts in der Berghütte

Eine andere Gemeinsamkeit liegt von Anfang an offen. Diese modernen Menschen suchen in der archaischen kleinen Welt der einsamen Berghütte vergeblich Überlebenshilfe in nutzlosen Spielzeugen wie Hightech-Uhr mit Kompass und GPS oder Smartphone. Blöd, wenn man zuvor die Betriebsanleitung nicht gelesen hat oder den digitalen Hilferuf nicht abschickt. Jana weiß immerhin dank alter romantischer Filme in Schwarzweiß, wie man Feuer im Ofen entzündet. Dafür ist sie hilflos ohne Wasserhahn, bis Moritz sie auf all den vielen Schnee um beide herum aufmerksam macht: "Die Niagarafälle in Warteschleife!" Kaffeekochen können dagegen beide nicht.

Wie die romantisch veranlagte Kummerkasten-Tante und der egomane Finanzberater bei heißem Wasser mit Kaffeebohnen sich ihre Vorurteile um die Köpfe hauen und nebenbei Gemeinsamkeiten mehr erahnen als entdecken, ist ein netter Spaß, für den es am Premierenabend viel Beifall gab.

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Von Anke Mosch