Kabarettist Matthias Ningel im ausverkauften Theater im Pariser Hof in Wiesbaden
Der preisgekrönte Kabarettist vermittelt am Klavier, im Gespräch und im Handstand musikalisch-intelligente Einsichten in den Alltag. Er hebt sich dabei wohltuend von platter Comedy ab.
Von Christina Oxfort
Matthias Ningel gibt sich schräg, philosophisch und humorvoll.
(Foto: Volker Watschounek)
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WIESBADEN - Keine Frage, ein wenig aphrodisierendes Licht auf der Bühne kann nicht schaden. Nicht dass es Kabarettist Matthias Ningel wirklich benötigte, aber man weiß ja nie: Der Grat zwischen Erotik und Pornografie ist bekanntlich schmal. Im ausverkauften Theater im Pariser Hof weiß das Publikum die Erkenntnisse, die Ningel bei der Wiesbaden-Premiere seines dritten Bühnenprogramms „Kann man davon leben?“ zum Besten gibt, zu schätzen. Ningel zeigt einmal mehr, wie absurd unser „ganz normaler“ Alltag zwischen Internetrankings und Likes, Smarthome-Kompatibilität, der Wahl des richtigen Luxus-Kaffeeautomaten und „selbst ernannten Profis“ in allen Lebensdingen ist. Ein bisschen philosophisch, ein bisschen schräg, auf jeden Fall sehr humorvoll.
Mit einem knappen „ja“ beantwortet der 29-Jährige nach einem vergnüglichen Exkurs in die Welt der Kunst und ihrer Unverzichtbarkeit die im Titel seines neuen Programms gestellte Frage. Die zahlreichen Gastspiele zeigen, dass musikalisch-intelligente Einsichten ihren Platz haben, Kabarett nicht zu verwechseln ist mit Comedy, in der der Kampf um die plattesten Allgemeinplätze weiterhin tobt.
Bearbeitet der studierte Musiker und Komponist das Klavier, ist aufmerksames Zuhören Pflicht und Vergnügen zugleich. Der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Ningel nimmt „Traurige Touristen“, die sich empört ob des Ausbleibens bedrohter Tierarten zeigen, ebenso gnadenlos aufs Korn wie den im Internet als Kaiser Nero wütenden Freak: „Da kriegst du Spast meinen Hass verpasst“. So sieht´s aus.
Höher, schneller, weiter: „Ich bin der beste im Yoga-Kurs“, singt Ningel, und demonstriert auf dem Klavierstuhl eine (nahezu vollendete) Krähe. Gutgegangen, die Handgelenke haben die akrobatische Einlage des Lockenkopfes überstanden, er kann weiterspielen. Und sein Publikum mit (eigentlich) nachdenklich stimmenden Einsichten, amüsiertem Lachen und einer angenehmen Portion Optimismus entlassen. Es wird schon alles noch viel schlimmer kommen.