Auch das 21. „Nonstock“-Festival in Nonrod begeisterte am Wochenende seine rund 800 Besucher mit zwei Tagen Musik aus allen Richtungen sowie viel Begleitprogramm.
FISCHBACHTAL. Das Idyll des Fischbachtaler Ortsteils Nonrod hat sich am Wochenende wieder in eine kulturelle Hochburg verwandelt: Rund 800 Besucher zog es auf den Bauernhof der Familie Röder zur „Farmer’s Edition“ des „Nonstock“-Festivals. Die Veranstalter hatten für das Odenwälder Open-Air-Kleinod ein breites Programm auf die Beine gestellt und eine besondere Atmosphäre geschaffen. Auf der großen Bühne im Innenbereich des Hofs sowie auf der urig mir Holz verkleideten Wiesenbühne waren fast 30 Bands zu erleben – in einer Vielfalt von Singer/Songwritern über Ska, Metal und Indie bis hin zu Hip-Hop.
Breites Begleitprogramm auf der Hallenbühne
Abwechslung boten dazu die Hallenbühne in der gemütlich ausstaffierten Maschinenhalle des Röderhofs, wo Besucher Stand-Up-Comedy, Kurzfilme, Poetry Slam, Kunstperformances, ein Werkstattgespräch zur Zukunft regionaler Festivals oder eine Doku zur Seenotrettung von Flüchtlingen erleben konnten. Dazu boten eine Pool Area, kulinarische Stände und eine Spielwiese Raum zum Abschalten.
Am Freitagnachmittag begann das Festival gemächlich – ein vorwiegend junges Publikum flanierte über das Gelände oder tanzte sich langsam ein zu Bands wie den Darmstädtern „Snerft“ und dem druckvollen Alternative-Rock der Groß-Bieberauer „The Lads Back Home“. Gegend Abend nahm die Stimmung dann kontinuierlich Fahrt auf: Zu den brachialen Metal-Salven mit gutturalem Gesang, den „Of Colours“ boten, tobte der erste große Pogo, der im Anschluss zum drückenden Emocore von „Watch Me Rise“ noch an Intensität zulegte.
Brechend voll vor der Hofbühne wurde es beim Auftritt des Berliner Trios „Pabst“, das komplex arrangierten Indie- und Noiserock mit melodischen Gesangslinien und eine energiegeladene Show lieferte. Höhepunkt dieses Abends waren aber die norddeutschen Headliner „Swutscher“ mit einer ungewöhnlichen Melange aus Rock und Surf-Western, Piano-Untermalung und klugen Texten, die transportiert wurden von Mark Oliver Everetts Reibeisenstimme.
Auch der Samstag bot zahlreiche mitreißende Konzerte, unter denen diesmal die Hip-Hop-Fraktion die stimmungstechnischen Ausrufezeichen setzte. Die sechs Musiker von „Le Fly“ aus St. Pauli etwa verwandelten mit ihrem Stilmix aus Rap, Ska, Reggae und fetzigen Gitarrenriffs den Röderhof in eine Art Hüpfburg.
Die Berlinerin „Sookee“ hingegen mischt seit Jahren die machodominierte Hip-Hop-Szene mit queer-feministischen, antifaschistischen Texten auf und stand zunächst für ein Interview in der proppenvollen Hallenbühne bereit, um dann einen schweißtreibenden Gig auf der Hofbühne abzuliefern. Zu basslastigen Beats, wechselnd zwischen Ruhe und Sturm, die von Loops und Samples unterfüttert wurden, bewies die außergewöhnlich talentierte Rapperin, welch perfekte Kombination Hip-Hop und Haltung bilden können.
Dies demonstrierten auch die Headliner „Frittenbude“, denn auch viele ihrer Texte sind geprägt von Gesellschaftskritik und der Auseinandersetzung mit Ablehnung, Hass und deren Folgen – plakativ, kryptisch oder in Ironie verpackt, bisweilen aber auch sehr direkt. Die drei Wahlberliner boten ein Potpourri aus Hip-Hop und Elektro, zu dem sich durchweg zahlreiche Crowdsurfer auf Händen über das Publikum tragen ließen und insbesondere zu Hits wie „Mindestens in 1000 Jahren“ kollektive Ekstase herrschte.
Wie schon am Vortag wurde danach noch bis tief in die Nacht eifrig gejammt auf der nun für alle offenen Wiesenbühne oder – ein Novum zum diesjährigen „Nonstock“ – in der Hallenbühne zu elektronischen Klängen eines DJ-Kollektivs getanzt.