Porträtkonzert zu Clara Schumann im Kennedyhaus

Die Pianistin Lydia Maria Bader widmet der wohl berühmtesten Tastenkünstlerin des 19. Jahrhunderts ein Porträtkonzert. Dazu hatte die Chopin-Gesellschaft ins Kennedyhaus...

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DARMSTADT. Clara Schumanns Lebensweg schien von Anfang an vorbestimmt: Schon vor ihrer Geburt hatte ihr Vater entschieden, dass er eine Tochter haben möchte, die Clara heißen soll und eine der größten Klaviervirtuosinnen Europas werden wird.

Unter dem Titel „Ein Abend bei Clara Schumann“ widmete die Pianistin Lydia Maria Bader der wohl berühmtesten Tastenkünstlerin des 19. Jahrhunderts und späteren Ehefrau Robert Schumanns auf Einladung der Chopin-Gesellschaft ein Porträtkonzert im Kennedyhaus, das sie selbst moderierte. Neben Clara Schumanns Variationen op. 20 über ein Thema von Robert Schumann standen Werke von Brahms, Chopin, Mendelssohn und Schumann auf dem Programm. „Ich sehe mich berufen zur Reproduktion schöner Werke“, schrieb die am 13. September 1819 in Leipzig geborene Clara Schumann über sich selbst. Die Ausübung dieser Kunst sei ihr die Luft, die sie atme.

Sie selbst verstand sich vor allem als reproduzierende Künstlerin und weniger als Komponistin. Bei der Auswahl der Musikstücke konzentrierte sich Lydia Maria Bader daher auf Werke aus dem engeren Freundes- und Bekanntenkreis der Schumanns, die Clara nachweislich selbst gespielt hat, als Komponistin war sie hingegen nur mit einem Werk vertreten. Mit Blick auf Clara Schumanns künstlerisches Selbstverständnis erschien dies durchaus plausibel, gleichzeitig aber bedauerlich, da Claras selten gespieltes kompositorisches Werk den Zuhörern weiterhin verschlossen blieb.

So erklangen zum Konzertauftakt die ersten beiden Intermezzi aus den Klavierstücken op. 118 von Johannes Brahms, die Clara Schumann besonders geschätzt hat. Lydia Maria Bader intonierte sie mit feinfühlig-zwingender Phrasierung und leuchtkräftiger Tongebung. Auch in Mendelssohns „Rondo capriccioso“ op. 14 und Chopins Nocturne c-Moll op. 48, Nr. 1 bestach ihr Spiel durch eine betörende Mischung aus Eleganz, Klangschönheit und passionierter Emphase. Derselbe Feinschliff zeigte sich auch in Clara Schumanns Variationen op. 20, denen die Pianistin romantisch funkelnde Klangfarben entlockte.

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Hellsichtig klar gezeichnet waren die „Kinderszenen“ von Robert Schumann. Unter der transparenten Oberfläche glühte in jedem der 13 Charakterstücke ein geheimnisvoller Kern, der den Zyklus ins unergründliche Zwielicht eines längst vergangenen Kindertraumes tauchte.