„Orchestra of the Age of Enlightenment“ im Kloster Eberbach

Eine Szene aus „Gefährliche Liebschaften“. Foto: Ansgar Klostermann

Höfische Tänze, Maskenspiele, Bewegungen und Szenerien präsentierte das Ballettensemble „Les Corps Eloquents“ beim Rheingau Musik Festival.

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ELTVILLE. Blumen im Haar, Hopsasa: Während die historisch informierte Aufführungspraxis längst als Standard für die Wiedergabe vorklassischer Musik gilt, lässt sich die szenische Umsetzung barocker Bühnenwerke im Stil ihrer Entstehungszeit nur selten erleben. Fürs Auge von heute ein wenig gewöhnungsbedürftig waren die höfischen Tänze, Maskenspiele, Bewegungen und Szenerien tatsächlich, die das dreiköpfige Ballettensemble „Les Corps Eloquents“ in der Basilika-Vierung von Kloster Eberbach präsentierte. Zumal die Dramaturgie des vom Publikum kräftig gewürdigten Abends unter dem Titel „Gefährliche Liebschaften“ eher an losen Zusammenhängen ausgerichtet war.

Denn der Abend, der ein zweitägiges Gastspiel des „Orchestra of the Age of Enlightenment“ beim Rheingau Musik Festival eröffnete, folgte einer eigenen Nummerndramaturgie: Knapp 50 Sätze aus Ballett-Opern von Jean-Baptiste Lully, dem bedeutendsten Musiker am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV., von Jean-Philipp Rameau, der in Diensten seines Nachfolgers Ludwig XV. stand, sowie von weiteren Komponisten in absolutistischen Diensten erklangen in episodisch-thematischer Reihung. Dem „Vergnügen“, dem „Ärger“ oder der „Versöhnung“ waren je mehrere Tanz-, Gesangs- und Instrumentalsätze zugeordnet. Welches dieser Gefühle angesichts der problematischen Rahmenbedingungen der Veranstaltung eher angesprochen wurde, mochte jeder im Publikum für sich entscheiden.

So blieb das „Orchestra of the Age of Enlightenment“, in der akustisch ohnehin heiklen Basilika zudem ungünstig hinter der Vierung platziert, unter seinen Möglichkeiten: Die Streicher klangen mulmig und zunehmend unpräzise, zu uninspiriert wirkte die nebenbei vom Cembalo aus übernommene Leitung von John Butt. Die spanischen Kastagnetten- oder die kräftigen Donner-Effekte immerhin vermittelten dramatische Impulse, die sich in den rezitativisch dominierten Vokalsätzen nicht einstellten, zumal der elegante, aber kleinformatige Tenor von Nick Pritchard für die Weite des Raums ungeeignet war – vor allem im ungleichen Duett mit der dramatisch weit fundierter ausgerichteten Sopranistin Anna Dennis. Einen vokalvirtuosen Akzent konnte sie beispielsweise mit einer Arie der allegorischen Figur des Wahnsinns aus Rameaus „Platée“ setzen.

Vergleichbar mit der musikalischen Affektenlehre sind die tänzerischen Bewegungen von Codes und Chiffren durchwirkt, die dem barocken Publikum natürlich vertrauter waren, als sie es heute sind. Das Ensemble „Les Corps Eloquents“ mit der Tänzerin Irène Feste, ihrem Mitstreiter Romain Arreghini sowie Hubert Hazebroucq als choreografischem Leiter hat insofern intensiv recherchiert und bewegte sich vielfach kostümiert, grazil und oft mit einem Lächeln auf den Lippen.