Jazz-Album: Hans Gantners Saxofon im Mittelpunkt von "Love, that's the Key"
Von Johannes Breckner
Leiter Kulturredaktion Darmstadt
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GRIESHEIM/LICHTENBERG - Wer einen Musiker ärgern will, muss nur das falsche Kompliment machen. Ihn zum Beispiel dafür loben, dass man seine Musik gut nebenbei hören könne. Aber Hans Gantner sagt es gleich selbst, wenn er über die CD spricht, die er mit der Formation "Johnny's Jazz Project" aufgenommen hat. Und er hat recht: Manche dieser Arrangements würden in die Atmosphäre einer Hotelbar passen. Wenn spät am Abend das Licht heruntergedimmt wird, könnte eine Ballade wie "Sophisticated Lady" die einsamen Herzen wärmen, eines der schönsten Stücke auf dem Album "Love, that's the Key".
Aber mit dem Nebenbei-Hören ist es nicht getan, denn diese Musik kitzelt die Aufmerksamkeit, weil sie gefällig ist, aber nicht banal. Man freut sich über die elastisch federnden Swing-Impulse von Gantners Saxofon in "Be My Love", in "Only Trust Your Heart" ist es die schöne, klare, direkt ansprechende Stimme von Roya Khalilian, von der die Aufmerksamkeit gefesselt wird, in "Song for my Father" das dezent treibende Schlagzeug von Tobias Schirmer. Der charakterstarke Bass von Lindy Huppertsberg bildet die satte, bisweilen aufgeraute Basis, und der kanadische Pianist David Margaryan hält die von ihm geschriebenen Arrangements zusammen und setzt Glanzlichter mit kleinen Ausflügen über die Tastatur.
Sehr entspannt klingt diese Musik, in der die Partner sich einig scheinen, das Saxofon effektvoll zu inszenieren. Gantner hatte ja auch die Idee zu dieser gemeinsamen Aufnahme, als einziger Amateur unter Profis. Um musikalisch voranzukommen, weiß er, muss man sich immer mit besseren Kollegen zusammentun. Und er muss sich ja auch nicht verstecken: Seit Jahrzehnten ist er eine feste Größe der südhessischen Jazz-Szene, spielte in verschiedenen Formationen, unter anderem bei "Sound Set 75", experimentierte mit Crossover-Projekten, gründete selbst "Johnny's Jazz Collection", ein kleines Netzwerk musikalischer Freundschaften, aus dem sich je nach Anlass wechselnde Besetzungen bilden lassen.
DAS ALBUM
Johnny's Jazz Project: "Love, that's the Key". Erschienen bei Click Records. www.johnny-jazz.de.
Hans Gantner und David Margaryan spielen am 21. Juli ab 20 Uhr im Park von Schloss Lichtenberg, dann mit Christoph Gräbener (Drums), Klaus Dengler (Bass) und der Sängerin Hsin Nieh (job)
Auf der aktuellen CD macht er die melodische Linie durch überraschende Klangschärfungen interessant ("My one and only Love"), wagt auch mal kecke Kiekser, bewährt sich aber vor allem als Meister des weichen, abgerundeten Tons. Man hört die Spielerfahrung und auch die stilistische Sicherheit. Gantner hat an ihr gearbeitet, auch mit Mitte sechzig will er immer besser werden. Ein ganzes Jahr hat er das CD-Projekt mit Margaryan vorbereitet, hat sich von dem Musiker, den er als Pianisten und Pädagogen gleichermaßen schätzt, coachen lassen. Die anderen Musiker kamen für zwei Proben dazu, dann wurde die CD im Keller des Jazz-Instituts aufgenommen. "Der einzige, der gerackert hat, bin ich", erzählt Gantner, der zu den Menschen gehört, die mit sich selbst immer besonders kritisch sind.
Aber ein Quell des Unglücks ist das nicht, im Gegenteil. Mit seinem Perfektionsdrang hat der in Lichtenberg lebende Gantner es geschafft, auf Augenhöhe mit den Profis zu arbeiten, die er für sein CD-Projekt geholt hat. Gewiss ein Höhepunkt für das musikalische Leben, das für den Griesheimer Bub mit einem Akkordeon anfing. Dann kamen Klarinette und das noch mehr geliebte Saxofon dazu, Unterricht an der Akademie für Tonkunst, Wehrdienst im Musikcorps - und dann doch der Berufsweg als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Die Musik aber hat sein Leben begleitet, nicht unbedingt Free Jazz ist es, was Gantner schätzt, aber Bebop, Latin, Swing, auch mal einen Blueston: "Musik muss swingen und mitreißen", sagt er. Und sein gelungenes CD-Projekt soll anderen Musikern Mut machen: "Mit einer gewissen Leidenschaft", sagt Gantner, "kann man das schaffen."