DARMSTADT - Ein düsteres d-Moll, in furchterregende Abgründe führend wie bei Mozarts „Don Giovanni“, ist Felix Mendelssohn-Bartholdys d-Moll-Klaviertrio op. 49 fremd. Diese Musik hat auch nichts von dem geheimnisvoll Suchenden im Anfang von Beethovens Neunter. Mendelssohns d-Moll schäumt von Beginn an mit Hochgeschwindigkeits-Euphorie vor Energie, Vitalität und Leidenschaft. Alina Armonas-Tambrea (Violine), Edvardas Armonas (Violoncello) und Anca Lupu (Klavier) stürzen sich mit mitreißender Vehemenz in die Turbulenzen des ersten Satzes und beweisen, dass dieses Stück berauschend schön geblieben ist.
Beim Kammerkonzert im Haus der Geschichte entstand eine musikalische Verbindung, die von spieltechnischer Souveränität, kammermusikalischem Feingefühl, hervorragend koordiniertem Zusammenspiel und differenzierter Ausdrucksfähigkeit geprägt war. Der regelmäßige Blickkontakt war Zeichen eines Ensemblegeistes, der wohldosiertes Kalkül mit musikalischer Spontaneität vereint. Die rumänische Pianistin Anca Lupu setzte mit ihrem Klavierpart Impulse, während Alina Armonas-Tambreas Violine aufblühte und Edvardas Armonas’ warmer Celloton zwischen beiden vermittelte. Mendelssohns Trio war in vielen Farben aufgefächert: glitzernde Klaviergeläufigkeit im ersten Satz, ein elegisches Lied ohne Worte und quirliger Elfenspuk in den Mittelsätzen sowie weite Spannungsbögen im Finale.
Enthusiastischer Schwung, sinfonisch anmutender Klang
Ebensolche interpretatorischen Qualitäten waren zu hören bei Fanny Mendelssohn-Hensel, der älteren Schwester von Felix. Ihr wohl bekanntestes Kammermusikwerk, das Klaviertrio op. 11, ebenfalls in d-Moll, musizierte das Guadagnini-Trio mit enthusiastischem Schwung, großer Brillanz und einem sinfonisch anmutenden Klang. Dass Fanny nicht immer die kompositorische Höhe ihres Bruders erreicht, wurde beispielhaft deutlich im langsamen Satz, der wesentlich spröder und unbequemer daher kommt als die ungetrübte Melodien-Seligkeit bei Felix.
Begonnen hatte das Konzert mit Mozarts Klaviertrio C-Dur KV 548, ganz vom flüssigen Klavierspiel Anca Lupus bestimmt und mit viel Sinn eines kammermusikalisch fein dosierenden Trios für die Überraschungen, die Mozart bereithält. Für stille, melancholische Momente, die während des Konzertes ausgespart waren, sorgte die Zugabe: eine kleine Serenade von George Enescu.