Die Folkrock-Band „An Cat Dubh“ bringt zum 25-jährigen Jubiläum ihr neuntes Album heraus
Von Stephan Görisch
Zwar spielt bei der Folk-Band „An Cat Dubh“ kein Gründungsmitglied mehr mit, die Leidenschaft für die Musik ist aber geblieben. Zum 25-jährigen Bestehen tritt die Band in Darmstadt auf. Foto: Halbneun-Theater
( Foto: Halbneun-Theater)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - „Lass die Geige bloß liegen, Finger weg von der Bodhrán. . .ich hab die Liebesballaden satt und das Gejammer um die braunen Locken deiner verflossenen Geliebten. . . ich mag nichts mehr hören von alten Märchen mit Feen und Nixen – schieb’ das Einhorn in den Hintern deines Leprechauns. . .“ Diese Worte, gesungen von einer genregerecht whiskeyrauen Stimme zu nölenden Rockgitarren, polternden Drums und rumpelnden Bassläufen, könnten vom Publikum eines traditionellen Irish Pubs als derbe Publikumsbeschimpfung aufgefasst werden, zumal da weiter die Rede ist von verknöcherten Hüften und grauen Köpfen, die heftig zur Musik geschwungen werden sollen.
Bandname bedeutet „Die schwarze Katze“
So jedenfalls fordert es „What The Folk“, der Titelsong des aktuellen Albums der südhessischen Band „An Cat Dubh“. Dieser Titel, der schnell ausgesprochen an das bekannteste Four-Letter-Word der englischen Sprache erinnert, sei hier mal milde als „Gepfiffen auf traditionellen Folk“ übersetzt, was ironisch konterkariert wird von folkloresken Akkordeon-Tönen und der Tin Whistle. Die Band, deren Name „Die schwarze Katze“ bedeutet, feiert mit diesem neunten Album und dem Konzert im Darmstädter Halbneun-Theater die 25 Jahre ihres Bestehens – freilich inzwischen mit einer Besetzung, in der keines der Gründungsmitglieder mehr mitspielt. Mit Sänger Daniel Zimbrich, Bassmann Marcus Albrecht, Schlagzeuger Olaf Würtele, Piper und Keyboarder Matthias Väthröder sowie Anand Kumar an Gitarre und Mandoline klingt das Team auf diesem Album bestens eingespielt und trotzdem über 14 Songs hinweg frisch und unverbraucht. Nur zwei der Titel sind Cover, allen voran eine Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“, bei der Zimbrichs Stimme Ausdrucksstärke, Druck und Emphase beweist. Die eigenen Stücke, von Zimbrich teils mit Väthröder, teils mit Kumar geschrieben, werden dem punkig-revolutionären Konzept besser gerecht. Den rumpelnden Rhythmen, kernigen Stimmen und oft derben Texten zum Trotz bezaubern die Songs auch mit poetischen Szenarien, die aber blitzschnell kippen können. Etwa in „Daffodils of Gorey“, wo ein plötzlicher Regenguss den Blütenhang in eine Matschwiese verwandelt: sehr realistisch, sehr irisch.
Auch „Wexford Girl“ ist mit seinem vielstimmigen Lob einer Kneipenschönheit nicht weit entfernt von den geschmähten Liebesballaden des TradFolk, der mitunter auch das älteste Gewerbe der Welt besingt. Ebenso ehrlich klingt die Unterwerfung der Band unter den „Master Whiskey“ oder das Lob trinkfester Sangesfreunde in dem Toast „Here’s To You“.
Altirische Klänge und strammer Rock
Das flott dahintrabende „Mercy of Our Gods“ könnte als irisches Original durchgehen, mit Lebenslust und Melancholie, Todesmut und der Sehnsucht nach einem letzten leidenschaftlichen Kuss. Das Finale unter dem Titel „My Youngest Son Came Home Today“ mündet nach einem A-capella-Intro und der marschgetrommelten Totenklage des schottisch-australischen Songwriters Eric Bogle in ein stramm rockendes Cover von Dylan’s „All Along The Watchtower“.
Handfester, mitunter punkiger Rock also, den die Schwarzkatzen-Crew mitunter mit folkigen, dann wieder gekonnt schrägen Klangtupfern würzt, aber auch mit vokalen Einwürfen, die Pubatmosphäre suggerieren und nach Livemusik klingen.