Das Barock-Ensemble „King’s Consort“ trat mit „A Voice from Heaven“ in Kloster Eberbach auf und präsentierte britische Chormusik des frühen und späten 20. Jahrhunderts.
KLOSTER EBERBACH - „King’s Consort“ klingt ein bisschen nach dem „King’s College“ in Cambridge. Das Barock-Ensemble wurde zwar dort gegründet, der Name geht aber auf Robert King zurück, den Gründer. Mit 20 Jahren startete er 1980 eine beispiellose Erfolgsstory innerhalb der historischen Aufführungspraxis, zu der von Anfang an auch der Chor des King’s Consort gehörte. Nun schwenkt er mit „A Voice from Heaven“ in eine ganz andere Epoche ein, in die britische Chormusik des frühen und späteren 20. Jahrhunderts.
Entstanden im Dienst der Kirchenmusik
In seiner humorvollen Ansage gesteht King selbst zu, dass vielleicht viele der Komponisten wie Stanford, Naylor, Howells, Walton oder Murill zum ersten Mal in der ehrwürdigen Basilika von Kloster Eberbach gehört werden. Die Werke entstanden zumeist im Dienst der Kirchenmusik in den Kathedralen Großbritanniens und pflegen daher einen reichen, üppigen Chorklang mit ausgesucht feinen Harmonien.
Eine Entwicklung ins Experimentelle ist nicht zu verzeichnen. Dennoch wird hier ein Reichtum an Chormusik ausgebreitet, der hierzulande weitgehend unbekannt ist. Die 26 Sänger füllen die Basilika mit großer Kraft, manchmal auch etwas forciert. Sie teilen sich in zwei Chöre, was den Klang noch vergrößert. Sie können weiche Klänge fast unkörperlich im Raum schweben lassen. In überraschenden Wendungen gehen die Bässe seidenweich in die Tiefe und grundieren goldschimmernde Schlussakkorde.
Auch textlich versammelt das Programm großen Reichtum – von Bibelstellen Salomos bis zum spätrömischen Trauergedicht des Aurelius Prudentius, das Herbert Howells ergreifend zur Trauerfeier für John F. Kennedy komponierte. Am meisten kompositorische Substanz weist Benjamin Brittens „Hymne an die Heilige Cäcilie“ auf, nach einer Dichtung von W. H. Auden. Britten gewinnt in den 40er Jahren der traditionellen Tonalität eine neue intelligente Sprache ab. Hier kann der Chor seine große Beweglichkeit zeigen. Der Text spricht von der Reinheit der Cäcilie, aber auch vom Sündenfall. Da ist von „dreadful things“, die man getan hat, die Rede. Wer ein wenig mit der Geschichte von Robert King vertraut ist, wird nicht umhin können, bei der Zeile „weine, Kind, weine den Makel fort“ an Kings eigenen Sündenfall zu denken, der ihn wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger ins Gefängnis brachte. Kunst und Leben können in krassem Widerspruch stehen. Nach verbüßter Strafe ist er wieder da und sorgt für höchste Chorerlebnisse.