Minutenlangen Applaus erntet das Konzert mit der Frankfurter Singakademie, dem Marktkirchenchor Wiesbaden, der Idsteiner Kantorei und der Opernakademie Bad Schwalbach.
ELTVILLE - Schon vor Beginn der Interpretation der „Carmina Burana“ von Carl Orff durch die Opera Classica Europa setzt immer wieder Applaus ein. Schließlich dauert es eine Weile, bis die 180 Sängerinnen und Sänger der Frankfurter Singakademie, des Marktkirchenchors Wiesbaden, der Idsteiner Kantorei und der Internationalen Opernakademie Bad Schwalbach im Chor der Basilika Aufstellung genommen haben. Sobald sie jedoch, begleitet von den Musikerinnen und Musikern der Thüringen Philharmonie, das „O Fortuna“ anstimmen, herrscht gespannte Stille in den Reihen der mehr als 1000 Gäste.
Anspruchsvolle Rhythmik der Komposition
Mit höchster Körperspannung führt der Dirigent Thomas J. Frank die Mitwirkenden von dem furiosen Auftakt zu feinen Piano-Passagen. Durchgehend gelingen diese ausdrucksstarken Dynamik- und Tempowechsel mit geschmeidigem Elan. Während sich in dem mittelalterlichen Bild, das Carl Orff in seinen „Carmina Burana“ gemalt hat, das Schicksalsrad über das Frühlingstreiben auf dem Anger und durch die Taverne auf die abschließenden Liebeslieder zubewegt, brillieren die Sängerinnen und Sänger genauso bei tänzerisch leichten Passagen wie bei rasanten Einsätzen.
Auch die anspruchsvolle Rhythmik der Komposition wird bis auf ganz wenige Ausnahmen auf den Punkt gebracht. Die Ensembles bilden einen Klangkörper, der dem gekonnt mit dem schwierigen Nachhall der Basilika umgehenden Dirigenten präzise folgt.
Mit der Weinflasche im Kirchenschiff
Mit weichem Legato setzt Bariton Joachim Goltz noch ein Sahnehäubchen auf den gelungenen Chorgesang. Seine facettenreiche Darbietung begeistert durch Wärme, Dramatik und Spielfreude, wenn er mit einer Weinflasche in der Hand durch das Kirchenschiff torkelt und immer wieder mit dem Publikum kommuniziert. Ausdrucksstarke Körpersprache unterstreicht auch den humorvollen Auftritt von Countertenor Jud Perry, dessen Stimme bei aller Delikatesse kraftvoll bleibt.
Die Höhepunkte setzt aber Elena Lyamkina, die mit ihrem Sopran enorme Strahlkraft entwickelt. Mal fragil-flirrend, mal verheißungsvoll und sirenenhaft zieht sie das Publikum in ihren Bann. Begleitet werden die Sängerinnen und Sänger dabei von einem Orchester, dessen mitreißendes Spiel stets auf dem Sprung zum nächsten Höhepunkt zu sein scheint, dabei aber immer die Muße hat, von der Triangel bis zum Kontrabass jeden einzelnen Ton zu zelebrieren. Zu Recht bricht sich die Begeisterung des Publikums am Ende in minutenlangem Applaus und Ovationen im Stehen ihre Bahn.