Im Rahmen der Burghofspiele war die Staatskapelle Weimar mit ihrem Dirigenten Kirill Karabits zu Gast und spielte die vierten Sinfonien von Beethoven und Tschaikowsky.
WIESBADEN. Die doppelte Vierte vermittelte im Konzert der Staatskapelle Weimar eher einen numerischen als einen inhaltlichen Zusammenhang. Regelmäßig ist das Orchester aus Thüringen beim Rheingau Sommer der Burghofspiele zu Gast und wird dort in aller Regel mit der Aufführung des klassisch-romantischen Standardrepertoires betraut. So auch jetzt im Kurhaus: Im Friedrich-von-Thiersch-Saal erklangen Ludwig van Beethovens vierte Sinfonie B-Dur op. 60 sowie Peter Tschaikowskys Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36.
Hoch motivierter Pauker sorgt für klangliche Klammer
Für eine kleine klangliche Klammer sorgte immerhin der hoch motivierte Pauker der Staatskapelle. Seine Neigung zu trocken und kräftig exponierten Einsätzen verlieh einerseits der Beethoven-Interpretation eine gewisse Originalklang-Anmutung, während er in Tschaikowskys Vierter deren düster-dramatisches Streben kernig bekräftigte. Dirigent Kirill Karabits, seit zwei Jahren Weimarer Generalmusikdirektor, sorgte außerdem für eine plausible Einbindung jener fatal klingenden Bläserfanfare, die Tschaikowsky gleich dreimal im ersten Satz erscheinen lässt, ohne einen weiteren Zusammenhang mit ihm herzustellen. Karabits steigerte, verdichtete, straffte sie von Mal zu Mal und konnte sich dabei der vorzüglich disponierten Blechbläserfraktion seines Orchesters sicher sein.
Zum prägenden bis extremen Gestaltungsmerkmal hatte Karabits schon in seiner Beethoven-Deutung die starken Lautstärkewechsel entwickelt; für seine Sicht auf Tschaikowsky waren sie ebenfalls bestimmend. Das gilt sogar für die mittleren Sätze, für die besonders vom Fagott schön kantabel gespielte Kanzone des zweiten, erst recht für den wehenden Pizzicatoduft des dritten Satzes, der in seinen starken Lichtwechseln zwischen Vordrängen und Ausschattieren atmosphärisch gut erfasst war. Dass im Jubelfinale mit seinen glockigen Klängen pauschales Pathos eine wesentliche Rolle spielt, verheimlichte Karabits nicht; ähnlich hymnisch geriet der Applaus danach.
Beethovens Vierte, der die Staatskapelle im ersten Programmteil dessen „Egmont“-Ouvertüre op. 84 vorangestellt hatte, gehört zu den auf dem Podium etwas vernachlässigten Sinfonien Beethovens. Ihre Aufführung gelang bei klanglich eher breiter Aufstellung insgesamt zuverlässig bis bewegend. Damit konnte die Staatskapelle Weimar bereits vor der Konzertpause wohltuend jenen Eindruck korrigieren, den sie im Kurhaus noch im vergangenen Dezember mit erstaunlich fahrigem Spiel hinterlassen hatte.