Der Baske Enrique Ugarte spielt Akkordeon, der Armenier Koryun Asatryan Saxofon. Als Duo Fortezza waren die beiden nun im Rahmen der Burghofspiele in der Erbacher Johanneskirche zu Gast und präsentierten unter anderem Tango Nuevo.
ERBACH - Es dauerte nur einige Augenblicke bis der Funke übersprang – die Darbietung des Duo Fortezza in der Johanneskirche zu Erbach rief immer wieder Jubelrufe hervor. Durchaus unkonventionell war das Konzert bei den Burghofspielen, obschon das Programm weitestgehend aus populären Werken bestand; selten ist nämlich die Kombination, in der die Künstler musizieren: Der Baske Enrique Ugarte spielt Akkordeon, der Armenier Koryun Asatryan Saxofon. Ugarte ist seit Jahrzehnten als Solist erfolgreich, außerdem studierte er Dirigieren bei Sergiu Celibidache in München.
Mit hoher Lautstärke und klarem Klang
Es gibt wenig Literatur für Akkordeon und Saxofon, daher arrangiert Ugarte das gesamte Repertoire des Duo Fortezza. Los ging es mit der „Brasileira“ aus Darius Milhauds „Scaramouche“, schnell war klar, wohin die Reise gehen würde: Einen ganz vollen Klang entlockte Ugarte seinem Akkordeon, klar war das Spiel Asatryans auf dem Saxofon, eine hohe Lautstärke wurde erreicht.
Mit der Musik Astor Piazzollas beschäftigt sich das Duo Fortezza immer wieder, drei Stücke des Schöpfers des Tango Nuevo gab es in der Johanneskirche zu hören: Das sonore „Contrabajeando“, das tieftraurige „Adios Nonino“ und die umwerfende Ballade „La fortezza dei grande perché“; über sie sagte Ugarte: „Der Titel heißt zu Deutsch ,Die Festung der großen Warum’ – warum auch immer Piazzolla diesen Titel gewählt hat.“ Immer wieder erwies sich der Akkordeonist als Meister der pointierten Moderationen, der melancholische Stimmungen mit Lachsalven in Einklang zu bringen weiß.
Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet Ugarte mit Giora Feidman. „Wir spielen jetzt sein ,Shiri Freilach’ – mit dem Schiedsrichter beim Fußball hat das aber nichts zu tun.“ Derartige Albernheiten sind sehr wohltuend.
Spontan zwei Solostücke im Programm
Beeindruckt war das Duo Fortezza von der Akustik der Kirche, daher hatte es spontan zwei Solostücke mit ins Programm genommen: Auf dem Sopransaxofon interpretierte Asatryan Claude Debussys „Syrinx“, es wirkte ein wenig irdischer als auf der Querflöte. Ugarte brachte den zweiten Satz aus Joaquín Rodrigos „Concierto de Aranjuez“ für Gitarre und Orchester. Er fing dessen Essenz ein – nicht nur hier zeigte er, dass er imstande ist, das Akkordeon zu einem kleinen Orchester zu machen; fein phrasiert war der Klagegesang. Selbst Chick Coreas „Fiesta“ geriet unterhaltsam, obwohl die Komposition eine einzige Ansammlung von Zitaten und Klischees ist.
Ein „Bolero“ mit baskischen Wurzeln
Aufbrausend, wenn auch deutlich verkürzt, kam Maurice Ravels „Bolero“ daher; Ugarte ließ es sich nicht nehmen, auf die baskische Herkunft des Komponisten zu verweisen. Flackernd brach sich Aram Khatschaturjans „Säbeltanz“ Bahn. Stehende Ovationen, als Zugabe kam „Nocturna“ von Julián Plaza.