Darmstädter Staatsorchester eröffnet die Saison mit einem Open-Air-Konzert auf dem Georg-Büchner-Platz
DARMSTADT - Rekordverdächtig schien die Zahl der Zuschauer, die sich am Samstag beim Open-Air-Konzert zur Saisoneröffnung des Staatstheaters Darmstadt auf dem Georg-Büchner-Platz eingefunden hatten. Zu Hunderten hatten es sich die Besucher auf mitgebrachten Decken, Campinghockern und Kissen vor den Balkon des Staatstheaters bequem gemacht.
Mit der Ouvertüre zu Verdis Oper "Macht des Schicksals" startete das von Gernot Wojnarowicz moderierte Programm ausgesprochen feurig. Unter der Leitung des Gastdirigenten Gábor Káli lieferte das Staatsorchester Darmstadt dramatische Hochspannung pur. Diese entlud sich auch in der Arie des Riccardo aus Verdis "Maskenball": Der italienische Tenor Michael Spadaccini meisterte diese sängerische Feuerprobe ohne jeden Makel. Eindringlich in Diktion und Phrasierung, verlieh er der Arie nicht nur geballte Leidenschaft, sondern auch lyrischen Belcanto-Schmelz. Herrlich offen in der Höhe ließ er die Spitzentöne kraftvoll explodieren, was im Publikum Beifallsstürme provozierte.
Auch die anderen Mitglieder des Sängerensembles zeigten sich zum Saisonauftakt in überragender Form. Auch wenn der Bass Seokhoon Moon rein äußerlich mindestens zwei Jahrzehnte zu jung für die Rolle des Fürsten Gremin aus Tschaikowskis Oper "Eugen Onegin" wirkte, verflüchtigte sich dieser Eindruck, sobald sich seine klangmächtige Bassstimme über den Platz erhob. In allen Lagen ausgeglichen, beeindruckte Moon mit sonorer, nachtschwarzer Tiefe, die Neugier weckte auf seinen Auftritt als Sarastro, den er in der neuen Produktion der "Zauberflöte" absolvieren wird.
Blühende Töne,
strahlende Höhen
So wie ihre männlichen Kollegen erntete auch die glänzend disponierte Sopranistin Cathrin Lange für ihren gewandten Höhenflug durch die virtuose Koloraturarie "O luce di quest'anima" aus Donizettis Oper "Linda di Chamounix" tosenden Applaus und Bravorufe. Blühende Töne, strahlende Höhen und blitzsaubere Koloraturen machten ihren Vortrag zum Erlebnis.
Einen reizvollen Kontrast zu diesem vokalen Feuerwerk lieferte das Orchester mit Maurice Ravels über dunklen Meeresgründen wogender Klangimpression "Une barque sur l'océan". Hitzig wurde es noch einmal in "The Great Western Suite", in der das rhythmisch messerscharf konturierte Staatsorchester unter Kális packender Leitung alle verfügbaren Register zog.