„Wasteland“ ist düster, ernst und geprägt von einer schweren Zeit. Die polnischen Progressive Rocker Riverside sind nach dem Tod ihres Gitarristen Piotr Grudzinski als Trio zurück.
Trauer hat viele Facetten. Unterschiedliche Kanäle, um sich Ausdruck zu verleihen. Riverside nutzen diese Vielfalt auf ihrem neuen Album „Wasteland“ und klingen dabei irgendwo doch so, wie man sie kennt. Allerdings ernster – und ein Stück weit düsterer. Kein Wunder, schließlich war die Arbeit am siebten Album der polnischen Progressive-Band auch geprägt vom überraschenden Tod ihres Gründungsmitglieds Piotr Grudzinski.
Ohne den langjährigen Wegbegleiter und Gitarristen war zunächst unklar, wie und ob es überhaupt mit Riverside weitergeht. Ein paar Konzerte mit Gastmusikern an der Gitarre folgten – und der Entschluss, weiterzumachen. „Wasteland“ ist das Ergebnis. Und ist dabei durchaus als Trauerarbeit zu verstehen – und gleichermaßen als Neuanfang. Das Trio hat bewusst darauf verzichtet, einen festen Ersatz für Grudzinski einzubinden. Gitarren gibt es dennoch, wenn auch weniger als früher.
„Wasteland“ beginnt düster. Im Intro spricht Sänger Mariusz Duda. „What if someone has made a mistake?“, fragt er. Schnell lässt sich aus diesen Zeilen Trauerbewältigung herauslesen – auch wenn der Interpretationsspielraum weitaus größer ist. Letztlich leitet „The day after“ in den wütenden, den harten Teil des Albums ein. „Acid Rain“ und „Vale of Tears“ folgen als ungewohnt brachiale Rocknummern. Schnörkellos. Auf den Punkt.
Das ändert sich schnell. „Guardian Angel“ und „Lament“ folgen und mit ihnen der trübsinnigste Teil der Platte. In den Lyrics verbirgt sich dabei allerdings weitaus mehr, als die Bewältigung eines Verlustes. Riverside schafft es schon immer, gekonnt Themen des Zeitgeschehens in ihren Songs unterzubekommen. Das Ganze spiegelt sich in „Wasteland“ in einer Art Dystopie, einer post-apokalyptischen Szenerie. Dass die Arbeit an diesem Album neben Grudzinskis Tod auch vom politischen Rechtsruck in Europa – zur Erinnerung: Riverside kommt aus Polen – geprägt war, ist ein weiterer maßgeblicher Grund dafür, dass die Band 2018 erheblich düsterer klingt, als noch auf den Vorgänger-Alben.
Was sie dabei aber keineswegs verloren haben, ist das Händchen für waschechten Progressive Rock. Das instrumentale Neun-Minuten-Monster „The struggle for survival“ ist dafür der wohl beste Beweis. Maciej Meller, der die Band bereits bei Konzerten an der Gitarre begleitete, zeichnet sich für die Soli verantwortlich. Mit „River Down Below“ folgt das Stück, bei dessen Songwriting Duda und seine Mitstreiter wohl eine Inspirationshilfe bei den späten Pink Floyd gefunden haben. Spätestens beim Gitarren-Solo, abermals springt hier Meller ein, hat man David Gilmour im Ohr. Ins Gesamtbild von „Wasteland“ passt das allerdings bestens. Auch wenn „River Down Below“ das am wenigsten düstere Stück der Platte ist. Diese endet dann mit dem Titelstück – und einem Outro, das den Rahmen endgültig schließt. „The Night before“ führt die Stimmung des Intros fort. „The former world shall not return. But we‘ll survive intact. Again“, sagt Duda. Und er behält recht. Riverside hat überlebt und musste sich dafür nicht neu erfinden.