Neues Team beim Krone-Slam in Darmstadt: Jule Weber und Finn Holitzka übernehmen die Moderation
Von Johannes Breckner
Leiter Kulturredaktion Darmstadt
Foto: Guido Schiek
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DARMSTADT - Da ist zum Beispiel die Sache mit den Socken. Finn Holitzka hat das Hosenbein ein wenig hochgekrempelt, damit man die besonders schönen Exemplare auch sehen kann, kleine Möhren auf blauem Hintergrund, Donnerwetter. „Da wusste ich, dass es passt“, sagt Jule Weber, die mit Holitzka die Moderation des Darmstädter Krone-Slams übernommen hat. Holitzka hat natürlich auch eine Menge anderer Talente zu bieten, in der Szene der Poetry Slams hat er sich einen guten Namen erschrieben und erspielt, gewann die U-20-Hessenmeisterschaften, moderiert regelmäßig in der Frankfurter Jahrhunderthalle. Aber dass Jule Weber erst einmal seine Socken lobt, ist Teil der heiteren Frotzel-Strategie, die dieses Duo gar nicht einüben muss. „Natürlich arbeiten wir uns auch ein bisschen aneinander ab“, sagt Weber, die in der U-20-Kategorie sogar mal die Deutschen Meisterschaften abgeräumt hat und zu den erfolgreichsten Slammerinnen der Szene gehört; in diesem Frühjahr kam der Titel der Rheinland-Pfalz-Meisterin dazu.
Jule Weber und Finn Holitzka moderieren künftig den Krone-Slam in Darmstadt. Der war vor fünf Jahren vom Verein „Slam Basis“ um Tilman Döring und Alex Dreppec gegründet worden, eine alternative Antwort auf die immer größere und etabliertere Landschaft der Dichterschlachten. Die waren einmal Teil der Subkultur, parodierten mit lustigen Regeln den Gedanken von Wettstreit und Leistungsdruck. Inzwischen ist das Publikum riesig, die Zahl der Slammer kaum zu überblicken, aber weil es so viele Poetry Slams gibt, ist die Nachfrage nach guten Akteuren anhaltend groß. Slammer können wählerisch sein, da ist es gut, wenn man wie Weber und Holitzka die Kollegen kennt und sie deshalb leichter überreden kann, auch mal nach Darmstadt zu kommen.
Für den Slam in der Goldenen Krone spricht ja auch die Stimmung, über viele Jahre geprägt von den Moderatoren Tilman Döring und Dominique Macri. „Kernig, echt, unberechenbar“, beschreibt Holitzka die Atmosphäre. Der Raum, in den allerhöchstens 250 Zuschauer passen, macht eine Menge aus. Und auch die besonderen Regeln spielen mit. Bewertet wird nicht nach Punkten, sondern nach der Stärke des Beifalls. Und am Ende gehen die Dichter sammeln: Die Zahl der Kronkorken, die Besucher in ihre Becher werfen, entscheidet über den Sieg.
SAISONSTART BEIM KRONE-SLAM
Beim Krone-Slam beginnt die neue Saison am Samstag, 2. September, um 20 Uhr mit einer Spezialausgabe. Jule Weber und Finn Holitzka moderieren eine Show ohne Wettbewerb. Alex Dreppec ist dabei und der Singer/Songwriter Frank Albersmann aus Viernheim. Außerdem werden Überraschungsgäste versprochen. (job)
Es gibt bei diesem Slam ein besonderes Publikum, haben die künftigem Stamm-Moderatoren erlebt. Es hört gut zu, ist fair, gibt allen Teilnehmern eine Chance, hat einfach Freude an der Sache. Neben den sechs gesetzten Kandidaten gibt es immer auch zwei Plätze auf der Offenen Liste. Wer will, der darf.
Einsteiger sind willkommen, auf und hinter der Bühne
„Wir freuen uns über Leute, die es einfach mal ausprobieren wollen“, sagt Jule Weber. Sie selbst ist ja auf diesem Weg zum Poetry Slam gekommen. Vor acht Jahren hatte sie einen Workshop bei Alex Dreppec absolviert, danach war die Sache klar. Gesucht sind aber auch Slam-Freunde, die hinter den Kulissen mitmachen und bei der Organisation helfen wollen.
Beim traditionellen Slam soll es nicht bleiben, Weber und Holitzka wollen auch andere Formen ausprobieren. Es gibt viele Formate, die sich aus dem Poetry Slam heraus entwickelt haben – ob Science- oder Liedermacher-Slam, oder die Kategorie „Dead or Alive“, in der Texte toter Autoren vorgetragen werden.
Und warum finden Jule Weber und Finn Holitzka ihren Moderationspartner geeignet? „Jule Weber ist eine Kollegin und Freundin, die zu den ersten Spoken-Word-Adressen zählt“, sagt er. „Da stellt sich die Frage nicht.“ Und es gehört zum Spiel, dass sie bei der Antwort wieder ein wenig die gönnerhafte große Schwester anklingen lässt. „Finn ist im letzten Jahr Teil der Szene geworden, nicht nur mit seinen Texten, sondern auch durch die Bühnenpräsenz. Er hat viel Talent, das eine Bühne haben sollte.“ Dann denkt Jule Weber kurz nach und setzt hinterher: „Und habe ich schon seine Socken erwähnt?“