Wie gut jemand in der Gesellschaft angesehen ist, lässt sich daran erkennen, ob er einen guten oder einen bösen Leumund vorzuweisen hat. Das sogenannte Leumundszeugnis...
. Wie gut jemand in der Gesellschaft angesehen ist, lässt sich daran erkennen, ob er einen guten oder einen bösen Leumund vorzuweisen hat. Das sogenannte Leumundszeugnis entspricht also dem polizeilichen Führungszeugnis, das insbesondere von Anwärtern auf bestimmte Ämter oder Positionen vor der Einstellung verlangt wird.
Im Mittelalter hieß das entsprechende Dokument denn auch Leumundsbrief. Dieser konnte von Städten ausgestellt werden, wenn sie über die dazu erforderlichen Rechte verfügten. Wer also in den Augen der Behörde unbescholten war, dem bescheinigte man einen guten Leumund.
Das Wort Leumund lautete in althochdeutscher Zeit (8. Jahrhundert) (h)liumunt, in mittelhochdeutscher Zeit liumunt und lässt sich mit „Ruf, Ruhm, Gerücht“ übersetzen, wie die Sprachforscher schreiben. Es geht beim Leumund demzufolge insbesondere um das, was die Leute über jemanden sagen. Das könnte einen auf die Idee bringen, im Leumund versteckten sich die Wörter Leute und Mund.
Tatsächlich erklären sich die Wortbestandteile jedoch ganz anders: Zugrunde liegt ein uraltes, indoeuropäisches Wort, das uns heute noch in „laut“ begegnet. Es wurde verändert und angepasst, bis es in der althochdeutschen Form (h)liumunt die Bedeutung „Gehörtes, Rühmliches, öffentliche Meinung“ annahm. Im weiteren Verlauf der Sprachgeschichte schwächte sich die Lautgestalt ab, so dass es schließlich nur noch „liumde“ oder „leumde“ hieß.
Nun aber setzte – wegen der Vorstellung, es handele sich um „der Leute Mund“ – im Neuhochdeutschen eine sprachliche Verdeutlichung ein: Man sprach nun vom Leumund.
Anders lief es mit der negativen Form des Wortes: (ver-)leumden zeigt auch heute noch die abgeschwächte Lautgestalt.