MÜNSTER - Mit „Lach- und Saxgeschichten“ gingen die Gemeinde und Bücherei Münster erstmals eine Kooperation für eine musikalische Lesung ein. Im Foyer der Kulturhalle präsentierte Rezitator Jörg Becker einen Teil seines Programms „Das Lesen der Anderen“. Dazu unternahm das Langener Quartett „The Four Dukes“ einen Streifzug durch die Jazz- und Swinghistorie.
Jörg Becker konzentrierte sich bei den ausgewählten Texten auf Arbeiten des Berliner Kabarettisten und Schriftstellers Horst Evers. Dabei beschränkte sich der Urberacher Künstler mit seiner vertrauten gepunkteten Leselampe nicht auf den reinen Vortrag, sondern untermalte die teils auswendig interpretierten Satiren mit ausholenden Gesten und darstellerischem Elan.
Berliner Texte werden ins Hessische übersetzt
Dem Ort entsprechend übersetzte er Evers’ Disput mit widerwilligen intelligenten Küchengeräten vom Berlinerischen ins Hessische. Dazu flocht der gelernte Jurist und Reiseleiter manche humorvolle Einleitung aus der eigenen Vita ein. Die Beschränkung auf Evers’ Bestandsaufnahmen von Alltagsstücken zwischen Krankenhausmiseren, der Suche nach verlorenen Gegenständen oder der ständig verschobenen Eröffnung des Berliner Flughafens mag man etwas bedauern. Lediglich „Zeit“-Kolumnist Harald Martenstein kam noch mit einem älteren Text über den internen Wettbewerb bei Jugendlichen um die angesagteste Handymarke zum Einsatz.
Evergreens gewürzt mit Improvisationen
In den Musikpassagen bewiesen die vier Saxofonisten von „The Four Dukes“ ihr Können. Benannt nach Steve Wonders Duke Ellington-Hommage „Sir Duke“, durfte dieser Soul-Klassiker von 1976 nicht fehlen. Ansonsten hatte man neben dem deutschen Evergreen „Mein kleiner grüner Kaktus“ manche Film- und TV-Melodie wie „Love and Marriage“ aus „Eine schrecklich nette Familie“ oder das „Pink Panther“-Thema im Gepäck.
Häufig nutzte einer der Musiker wie etwa Arrangeur und Tenorsaxofonist Alexander Henke den vertrauten Songfluss für jazzige Improvisationen, in die das restliche Trio später einstieg. Mitunter entspann sich zwischen Henke, Moderator und Baritonsaxofonist Alexander Gärtner, Altsaxofonist Christian Hamm sowie Sopransaxofonist Manuel Weis ein lebhafter, mitreißender Dialog, der das populäre Material in neuem Licht erscheinen ließ.