Es gibt zwei Literatursparten, die sich besonderer Beliebtheit erfreuen: Krimis und Biografien. Dabei ist der Krimi leicht der Fiktion zuzuordnen. Bei Biografien neigen Leser...
DARMSTADT. Es gibt zwei Literatursparten, die sich besonderer Beliebtheit erfreuen: Krimis und Biografien. Dabei ist der Krimi leicht der Fiktion zuzuordnen. Bei Biografien neigen Leser aber dazu, von eindeutigem Faktenwissen auszugehen. Dabei deuten oft allein all die Fragezeichen dieser Bücher darauf hin, dass Schlussfolgerungen des Autors darin stecken. Ein gutes Beispiel dafür ist das neue Buch „Capriolen“ der Darmstädter Autorin Barbara Hauck, das heute bei einer Lesung in Eberstadt vorgestellt wird. Hier fragt man sich, ob nicht zu viele Fragezeichen gesetzt werden mussten, weil zu viel Interpretation eingeflossen ist.
Hauck schreibt über „Die Männerfreundschaften des letzten hessischen Großherzogs Ernst Ludwig“, und beim Lesen fällt auf, mit wie viel Fleiß Hauck zusammengetragen hat, was ihrer Ansicht nach dafür spricht, dass dieser Fürst (1868–1937) nicht schlicht bisexuell war, was bereits im Internet zu lesen ist. Sie setzt Schwerpunkte: auf Liebesbeziehungen zu männlichen Höflingen in Darmstadt und auf die im Buchtitel anklingenden „Capriolen“, bei denen Ernst Ludwig männliche Jugendliche auf der Insel Capri zum Sex verpflichtet habe.
Und Hauck folgert: Für sie war dieser Großherzog ein Homosexueller. Nur aus der Staatsräson heraus sowie um möglicher Anklage nach dem noch gültigen Paragrafen 175 des Strafgesetzbuches zu entgehen, habe er mit seinen Ehefrauen Victoria Melita von Edinburgh und Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich drei Kinder gezeugt hat.
Von Annette Krämer-Alig