Elfen und Albträume

aus Auf ein Wort

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 Wer käme schon auf die Idee, dass man für einen ordentlichen Elfentanz ein Elfenbein braucht? Wieder einmal lauten in diesem Falle Wörter gleich, die...

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. Wer käme schon auf die Idee, dass man für einen ordentlichen Elfentanz ein Elfenbein braucht? Wieder einmal lauten in diesem Falle Wörter gleich, die offensichtlich nicht das Geringste miteinander zu tun haben. Andererseits zeigt sich beim näheren Blick auf die Sprachgeschichte, dass die holden Elfen dem drückenden Albtraum gar nicht so fern stehen, wie es zunächst scheinen mag. Doch dazu später.

Im Elfenbein steckt natürlich nicht das (Tanz-)Bein, sondern der Knochen. Das Wort Bein bezeichnete nämlich noch im Mittelalter sowohl den Knochen als auch das Bein. Heute ist uns Bein in dieser Bedeutung nur noch in festen Redewendungen (man schwört "Stein und Bein") oder zusammengesetzten Wörtern wie "Schienbein" geläufig; abgesehen vielleicht vom "ausbeinen", das aber fast nur Metzger verstehen.

Elfen und Albträume

Mit dem Elfenbein ist es ein wenig kurioser, denn das wurde von Griechen und Römern ebenso mit dem Wort Elefant (lat. elephas) bezeichnet wie das Tier selbst. In unseren Breiten wollte man das Wort aber im Mittelalter offenbar genauer fassen. Zunächst hatte man man es an das althochdeutsche Verb "helfan" (helfen) angelehnt – wohl weil man den Elefanten als Arbeitstier und demgemäß; als Helfer interpretierte. Diesen nannte man nun Helefant. Sein Stoß;zahn wurde zum "Helefanten-Bein" woraus unser heutiges Elfenbein entstand.

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Die Elfen haben also mit Elfenbein gar nichts am Hut. Dieses Wort wurde vielmehr im 18. Jahrhundert aus englischem "elf" entlehnt und bezieht sich auf anmutige, zarte Naturgeister. "Elf" geht allerdings ebenso auf ein altes Wort mit der Bedeutung "weiß;" zurück wie das althochdeutsche "alb", das uns heute im Albtraum begegnet (den man früher unbedingt mit -p- schreiben musste, obwohl er nur sehr weitläufig etwas mit den Alpen zu tun hat). "Alb" hieß;en unterirdische Naturgeister wie Elben und Zwerge – Opernfreunde kennen das Wort auch aus dem Zwergennamen Alberich. "Alben" sind also gewissermaß;en das Gegenstück zu den holden Elfen. Ihre nächtlichen Aktivitäten können zu einem schweren seelischen Druck führen.

Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, kommt uns "elf" auch immer wieder als Zahlwort unter. Es hat sich aus althochdeutschem "einlif" entwickelt, hat also sprachgeschichtlich mit den Elfen nichts zu tun. Und während die Fuß;ball-Elf oder der Elferrat auch offenkundig mit dem Zahlwort gebildet sind, taucht mit dem Elfchen ein seltsames Zwitterwort auf. Das nicht jedem geläufige Wort bezeichnet eine sehr einfache, aber für die sprachliche Kreativität sehr förderliche Gedichtform (mehr im Internet unter http://wortwuchs.net/elfchen/). Es leitet sich vom Zahlwort ab, schafft aber durch die Endung -chen eine Personifizierung, die an eine anmutige Elfe erinnert.