Beschwerde

aus Auf ein Wort

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Sich quälen heißt, dass man es sich schwer macht. Das Gegenteil ist kurioserweise der Fall, wenn man sich beschwert. Denn entgegen dem Wortsinn verschafft man sich mit der...

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. Sich quälen heißt, dass man es sich schwer macht. Das Gegenteil ist kurioserweise der Fall, wenn man sich beschwert. Denn entgegen dem Wortsinn verschafft man sich mit der Beschwerde Luft, entledigt sich der Last, die einen „beschwert“. Wer sich beschwert, der klagt eigentlich darüber, dass ihn etwas beschwert oder bedrückt.

Zugrunde liegt das Eigenschaftswort schwer, das althochdeutsch „swãr“ und mittelhochdeutsch „swaere“ gelautet hat. Es beschrieb die Eigenschaften von Gewicht, Schwierigkeit oder Leid. Entsprechend hieß das daraus abgeleitete Tätigkeitswort früher „biswãren“ und „beswaeren“. Später, laut den Forschern im 14. Jahrhundert, trat das „sich“ hinzu. Sich beschweren hatte nun die Bedeutung, über etwas zu klagen, das einem Sorgen machte, das einen bedrückte oder betrübte. Die Beschwerde hatte es schon früher gegeben, allerdings ging es bei althochdeutsch „biswãrida“ und mittelhochdeutsch „beswaerde“ ausschließlich um das, was wir heute als gesundheitliche und seelische Beschwerden kennen: Leiden, Schmerzen, Kummer. Dass eine Beschwerde auch die Bedeutung „Klage“ annehmen konnte, ergab sich erst im 15. Jahrhundert, nachdem das „sich beschweren“ schon geläufig war.