Ensemble der „Jungen Oper Rhein-Main“ erhält für Aufführung von „La Dame Blanche“ in Rüsselsheim viel Beifall
Von Lilly Nielitz-Hart
Die „Junge Oper Rhein-Main“ haucht dem Stück „La Dame Blanche" wieder neues Leben ein. Foto: Vollformat/Frank Möllenberg
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RÜSSELSHEIM - Die „Junge Oper Rhein-Main“ die Opéra comique „La Dame Blanche“ aus dem Jahr 1825 unter der Regie von Claudia Isabel Martin wiederbelebt – zu Recht. Sie war das Meisterwerk des „französischen Mozart“ François-Adrien Boieldieu (1775-1834) und gehörte im 19. Jahrhundert zum Standardrepertoire der Opernhäuser. Ensemble und Inszenierung der Jungen Oper haben internationales Flair, mit Hauptdarstellern wie Wang Du und Hang Su aus China, Julia Pastor und Florian Marignol aus Frankreich. Gesungen wurde französisch, übersetzt durch deutsche Übertitel. Auch die Dialoge wurden in Deutsch gesprochen. Die musikalische Begleitung stammte vom eigenen Orchester unter Leitung von Julian Pontus Schirmer.
Inspiriert von Schauergeschichten
Die im ersten Akt dargestellte komplizierte Vorgeschichte erschloss sich nicht sofort. Bei der Handlung hatte sich der Librettist Eugène Scribe damals bei den Schauergeschichten des schottischen Nationaldichters Sir Walter Scott bedient. Es geht um die geheimnisvolle geisterhafte Erscheinung der weißen Dame, in deren Bann der nach Schottland heimkehrende Soldat George Brown gerät. Was er zunächst nicht weiß: Die Dame ist zugleich Schicksalsbote und seine Krankenschwester Anna aus dem Lazarett, der er sein Leben verdankt. Auch Anna findet erst später heraus, dass George ihr Freund und Spielkamerad Julien aus Kindertagen ist, der lange verlorene Sohn der Grafen von Avenel. Sie verhilft ihm, sich gegen den Verwalter Gaveston durchzusetzen und sein rechtmäßiges Erbe in Form des Schlosses von Avenel anzutreten.
Die eingängige, fantasiereiche Musik Boieldieus schöpft aus verschiedenen Traditionen von schottischen Volksweisen bis zum italienischen Belcanto. Stimmlich beeindruckend waren am Samstagabend die Arien und Duette, aber vor allem auch die Ensemble-Szenen, die zu den musikalischen Höhepunkten des Stückes zählen. Julia Pastor, überzeugend in der Rolle der Anna, beeindruckte durch ihre lyrischen Koloraturen wie in der Arie „Comme au beaux jours de mon jeune âge“. Laura Zeiger und Hang Su gewannen das Publikum durch klangvolle Stimmen in den Rollen als Pächter Dickson und seiner Frau Jenny. Wang Du war in der Rolle des Georges fast ständig auf der Bühne präsent. Seine durch ein sanftes Timbre gekennzeichnete Stimme meisterte alle Schwierigkeiten von Arien wie „Viens gentille dame“ bis zum Schluss mühelos.
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Die in Mainz ansässige „Junge Oper Rhein-Main“ (JORM) hat sich der Förderung des Bühnennachwuchses verschrieben. Während der Produktionen erhalten junge Bühnenkünstler aller Sparten die Gelegenheit, sich auszuprobieren und Erfahrung zu sammeln. Alle Beteiligten arbeiten unentgeltlich und bringen professionelle Produktionen auf die Bühne.
Weitere Aufführungstermine sind in Frankfurt am 28. und 29 September sowie in Boppard am 7. Oktober. (lnh)
Schauspielerisch hätte die leidenschaftliche Suche nach seiner Liebsten Anna besser herausgearbeitet werden können. Die Erscheinung der zentralen Figur der weißen Dame blieb im ersten und auch im zweiten Akt eher undramatisch, und sie bewegte sich vornehmlich im Hintergrund.
Im dritten Akt kamen dann alle Spannungselemente zusammen, und der Funke sprang merklich über. Die Möglichkeiten des Bühnenbilds, das auf einer cleveren Idee von verschiebbaren Stellwänden basierte, entfaltete hier durch Beleuchtung das volle Potenzial eines mitreißenden Finales. Die harte Arbeit der Darsteller und des Teams wurde durch den lange anhaltenden Beifall und die Bravo-Rufe eines begeisterten Publikums belohnt.