Charmant, witzig und sehr offenherzig gibt sich der Schauspieler Janning Kahnert beim „Kulissengeplauder“ der Theaterfreunde in Wiesbaden, wo er von seiner Ausbildung und seinem Beruf erzählt. Zurzeit ist Kahnert in „Der Spieler“ und mehreren weiteren Produktionen des Staatstheaters beschäftigt. Ausgebildet wurde Kahnert unter anderem bei Peter Zadek und im Maxim Gorki Theater und empfindet seinen Beruf als „Geschenk des Himmels“.
NEUE REIHE
Katharina Queck lässt in der neuen Reihe „Kulissengeplauder“ im Weinkeller der Casinogesellschaft Mitglieder des Staatstheaters zu Wort kommen. Karten dafür gibt es in der Geschäftsstelle der Theaterfreunde.
WIESBADEN - Beim „Kulissengeplauder“ der „Theaterfreunde Wiesbaden“ gibt es im Kellergewölbe der Casinogesellschaft das, was man „Künstler zum Anfassen“ nennt. Diesmal mit dem Schauspieler Janning Kahnert.
Charmant, witzig und sehr offenherzig erzählte der 1978 in Genf geborene Darsteller, befragt von Katharina Queck, über Leben und Beruf. Seine Muttersprache ist Deutsch, denn wie sein recht deutscher Name ahnen lässt, kommt der im „französischen Jura“ aufgewachsene Geburtsschweizer aus einer hanseatischen Akademikerfamilie. Kahnert, seit 2013 in Wiesbaden, ist mit etlichen Repertoirestücken und Neueinstudierungen eingebunden. „Heute ist doch Donnerstag?“, fragt er, und rekonstruiert seine letzten Tagesabläufe, bei denen er zwischen drei Inszenierungen habe hin und her springen müssen.
Durch „verrückte Idee“ zum Theater
Seine derzeitige Beschäftigung bezeichnet er trotzdem als „Geschenk des Himmels“. Was erst einige Zeit nach dem Abitur als „verrückte Idee“ anfing, führte über private Ausbildung und weitere Jahre an der Ernst-Busch-Schauspielschule zum jetzigen Traumberuf. In Berlin hätte er fachlich viel lernen können, ohne die „sonst übliche Esoterik“, flackst Kahnert. Ironie scheint ganz sein Ding zu sein. Anekdotisch lässt er die Bühnenlegende Peter Zadek auftreten, der die Schüler mit bissigen Kritiken wie „Du spielst schön, aber geschmacklos“ piesackte.
Jobbedingungen an den Bühnen
Unterricht gab es auch bei einem Kollegen vom Maxim Gorki Theater, der in einer Rolle drei Stunden Wartezeit hatte, und derweil mit weiß geschminktem Gesicht und rotem Bademantel private Nachhilfe gab. Wenig Humor und umso mehr Engagement hört man bei Kahnert zum Thema öffentlich rechtliches Fernsehen („Deutschland verschläft alles“), und zu den Jobbedingungen für Darsteller am Theater heraus, bei denen Text lernen und Kostümproben nicht als Arbeitszeit berechnet werden. In seiner Zeit am Hamburger Schauspielhaus hätten sie dem Kultursenator mit „Demos und Lichterketten“ klarmachen müssen, dass man einen Theateretat nicht einfach linear kürzen kann, weil wegen der fixen Kosten das Geld für Darsteller und Bühnenausstattung weg wäre. Mit dem Wechsel nach Wiesbaden ging es für Kahnert wieder mehr ums Spielen. Im Gegensatz zu sporadischen Einsätzen beim Fernsehen genieße er es, wie man am Theater gemeinsam Stoffe ausspinne. Bei der Produktion „Der Spieler“, die im Wiesbadener Casino vor fünfzig Zuschauern gegeben wird, mache das Konzept den Reiz aus, Schauspieler zu spielen, die Dostojewski und seine Sekretärin darstellen, die sich abmühen, den Roman „Der Spieler“ zu erfinden. In „Der ideale Ehemann“ gäbe es Möglichkeiten, mit Kollegen humoristisch zu improvisieren. Und jetzt bei der Einstudierung von „Arsen und Spitzenhäubchen“ als junger Theaterkritiker Mortimer freut sich Kahnert darüber, einen Charakter zu spielen, der sympathisch und schnöselig zugleich ist.