Felix Görmann liest in Darmstadt aus seinem Comic „Spirou in Berlin“
Wenn Autor Felix Görmann nach Darmstadt kommt, ist es auch eine Rückkehr. Denn als Schüler hat er hier die Welt der Comics kennengelernt. Nun stellt er seinen eigenen in der Stadtkirche vor.
Von Marc Wickel
Felix Görmann wartet nicht auf die Inspiration – er setzt sich einfach hin und zeichnet.
(Foto: Carlsen-Verlag/Mari Boman)
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DARMSTADT - Auch mit Comics kann man eine Lesung gestalten – wenn der Autor seine Grafiken zeigt. So macht es der Zeichner und Autor Felix „Der Flix“ Görmann (47), der am Mittwoch in der Darmstädter Stadtkirche aus seinem neuen Comic „Spirou in Berlin“ liest. Er ist der erste deutsche Autor eines „Spirou“-Comics.
Wenn der Flix nach Darmstadt kommt, ist es auch eine Rückkehr. Denn als Schüler hat er hier die Welt der Comics kennengelernt – erst bei Besuchen in der Stadtbücherei, dann im damaligen Comic-Laden „Tutti Booki“ am Willy-Brandt-Platz. „Da hatte ich viel Geld gelassen“, erinnert er sich im Gespräch mit dieser Zeitung. Nach seinem Studium in Kommunikationsdesign in Saarbrücken und Barcelona zog er nach Berlin, wo er nun mit Frau und zwei Töchtern lebt.
Bei seinen Lesungen werden Bilder an eine Wand projiziert, „und ich lese das mit verschiedenen Stimmen“, erklärt der Flix. „Es ist ein bisschen wie langsames Kino“, so der Künstler. Auch Leser, die seinen Comic schon kennen, finden dabei etwas Neues, meint Görmann. „Der Zuhörer hört, wie es der Autor gemeint hat.“
Felix Görmann wartet nicht auf die Inspiration – er setzt sich einfach hin und zeichnet. Foto: Carlsen-Verlag/Mari Boman
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„Spirou in Berlin“ spielt kurz vor dem Mauerfall 1989. Im Comic zeigt Görmann im turbulent-humorvollen Spirou-Stil, welche zentrale Rolle die Comicfigur bei der Wiedervereinigung hatte, weil sie bei einem irrwitzigen Plan der DDR dazwischen funkt.
„Spirou“ ist eine franko-belgische Comicreihe, für die unter anderem auch André Franquin („Gaston“) gezeichnet hat. In Deutschland wird sie von Carlsen verlegt. Zum 80. Jubiläum 2018 hatte sich Carlsen und der belgische Dupuis-Verlag, bei dem „Spirou“ seit 1938 erscheint, überlegt, etwas Besonderes zu machen. Und so entstand die Idee, dass Felix Görmann, der seit Jahren auch mit Carlsen zusammenarbeitet, einen „Spirou“-Band umsetzt.
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Die Comic-Lesung von Flix beginnt am Mittwoch, 19. September, um 19.30 Uhr in der Stadtkirche Darmstadt. Am 11. Oktober von 16 bis 18 Uhr signiert der Autor im Comic-Cosmos in der Saalbaustraße 5.
„Spirou in Berlin“ ist im Hamburger Carlsen-Verlag erschienen, umfasst 64 Seiten und kostet 16 Euro. (mawi)
„Das war am Anfang eher ein Experiment“, erzählt er, denn der belgische Verlag wollte erst einmal Entwürfe sehen. „Das Buch ist am Ende dann ganz anders geworden, als es geplant war“, erzählt Flix. Beispielsweise kommt das bekannte Fabelwesen Marsupilami nicht vor, weil die Rechte bei André Franquin liegen. Auch strich Dupuis die typischen eckigen Flix-Nasen.
Aber Flix kann mit Vorgaben umgehen. „Da muss man sein Ego ein Stück weit hinten anstellen“, sagt er. „Ich wusste, dass ich Kompromisse machen muss, Spirou ist ja nicht meine Erfindung.“ Aber für die Größe des Projekts habe er dann doch recht viele Freiheiten gehabt. Zudem seien Grenzen ja auch Herausforderungen.
Felix Görmann ist bekannt dafür, dass er seine Arbeitstage gut plant. „Ich bin kein Freund von der Muse“, gibt er zu. Er wartet nicht, bis eine Inspiration kommt, sondern setzt sich einfach hin und arbeitet. „Man fängt an was zu machen, und schmeißt alles weg, was Mist ist.“ Aber trotz Fleiß ist Talent eine gute Sache. „Talent hilft die guten Ideen von den schlechten zu unterscheiden“, findet der Autor.
„Ich zeichne fast alles von Hand“, plaudert Görmann. Im Original ist eine Seite von „Spirou in Berlin“ 35 mal 50 Zentimeter groß, größer als das gedruckte Buch. „Ich habe gemerkt, dass ich beim Grafiktablet zu lange auf den Bildschirm gucke“, schildert er. „Ich wusste auf einmal nicht mehr was ich will.“ Zeichnen auf Papier ist für ihn da verbindlicher.
Die erste Auflage von „Spirou in Berlin“ war schnell ausverkauft, es gibt nun eine zweite, was für einen Comic in Deutschland schon sehr gut ist. Bislang kam der Band auch nur in Deutschland heraus. Aber inzwischen war das belgische Fernsehen bei Flix, und Dupuis hat nach einer Übersetzung ins Französische gefragt.