Sprache unter der Lupe: Bowling Green, Bogen Green und die Kolonnaden
In unserer Rubrik „Sprache unter der Lupe“ widmet sich die Gesellschaft für deutsche Sprache dem Bowling Green und den Kolonnaden.
Von Lutz Kuntzsch
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WIESBADEN - Steht auf einem Ticket als Veranstaltungsort Bowling Green Wiesbaden, wundern sich die Besucherinnen und Besucher schon etwas: Konzert auf einem Sportplatz? Gut, in Stadien gibt es ja so etwas auch.
Die Bezeichnung Bowling Green geht auf das englische Kugelspiel Bowls (= kugeln, rollen) zurück. Das wurde auf der so bezeichneten Fläche selten gespielt, der Name ist vielmehr eine Reverenz an die vielen Amerikaner in der Stadt. Anfang des 20. Jahrhunderts hieß die Grünanlage noch Kursaalplatz, begrenzt von Kurhaus, Staatstheater und Kolonnaden (französisch colonnade, italienisch colonnato = Säule von lateinisch columna): Daraus entwickelte sich übrigens auch die Kolumne in der Zeitung.
Der oder das Bowling Green besteht aus einem Rasenrechteck mit zwei Wasserbecken, in deren Mitte jeweils ein dreischaliger Kaskaden-Brunnen steht. Kaskaden kennt man von Flüssen, wo das Wasser nach einer Staustufe herunterstürzt. Genau das liegt beim Verb in romanischen Sprachen cascade/cascata/cascare = fallen zugrunde. Der Kaskadeur täuscht als Artist hingegen den Fall oder Sturz nur an. Ganz anders sind die Bogenschützen. Deren Freiluft-Meisterschaften machten im August das Bowling Green zum Bogen-Green. Schönes Wortspiel und Spiel mit den Bindestrichen. Gesetzt wird einer, wenn die Zusammensetzung einen deutschen Teil enthält. Vorsicht vor unüberlegten Eindeutschungen: Ein Kugel-Grün oder Roll-Grün wäre wohl kein geeigneter Name für die Grünanlage.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.
Im angrenzenden Staatstheater grünt es bald so grün, wenn bei Eliza „Spaniens Blüten blühen…“: „My fair Lady“, auch hier ein etablierter englischer Titel für das Erfolgsmusical. Das Grün spielt wie alle Farben in der Sprache eine vielseitige Rolle, wie in der Lupe zu den politischen Farben beschrieben. Das Adjektiv stammt von althochdeutsch gruoni/gruoen = wachsen, grünen, grasfarben und ist somit verwandt mit Gras. Grün ist überall: Kleingeschrieben wird der grüne Pfeil oder grüne Hering; Klein- oder Großschreibung ist möglich bei die grüne/Grüne Grenze, der Grüne/grüne Punkt; groß schreibt man das substantivierte Adjektiv: die Farbe Grün, etwas in Grün und bei Eigennamen wie der Grüne Donnerstag. Im Tal grünet Hoffnungsglück… – besonders in Sommern, in denen das grüne Gras nicht so schnell grau-braun wird.