Mathildenhöhe: Millionen für barrierefreie Sanierung der Künstlerhäuser
Von Johannes Breckner
Leiter Kulturredaktion Darmstadt
Joseph Maria Olbrich baute nicht barrierefrei. Bundeszuschüsse sollen es nun richten. Hier der Eingang zum Großen Glückerthaus, das die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und den Deutschen Literaturfonds beherbergt. Archivfoto: Claus Völker
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DARMSTADT - Zum vierten Mal fördert das Bundesbauministerium "nationale Projekte des Städtebaus". Diesmal ist auch Darmstadt unter den Gewinnern, deren Anträge von der aus Politikern und Fachleuten zusammengesetzten Jury bewilligt wurden: Mit fünf Millionen Euro unterstützt der Bund die Entwicklung der Mathildenhöhe. An ihr arbeitet die Stadt mit Nachdruck, seit sie den Antrag auf Anerkennung des Ensembles als Unesco-Weltkulturerbe vorbereitet. Bei der gewünschten Entwicklung, die in einem Masterplan formuliert wird, geht es nicht nur um die museale Präsentation des kunsthistorisch bedeutenden Ortes. Ziel ist auch die Entwicklung eines lebendigen Stadtteils, in dem Menschen wohnen und arbeiten, sagte Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch am Montag.
Das würdigt auch das Bundesbauministerium in seiner Entscheidung. Vor allem aber fördert es auf der Mathildenhöhe - einem der Schwerpunkte der diesjährigen Ausschreibung entsprechend - die "barrierefreie Gesamterschließung der Künstlerhäuser". Das dürfte knifflig werden. Sowohl in ihrer äußeren Gestalt als auch in der Innenausstattung kann man sich in diesen architektonischen Gesamtkunstwerken Aufzüge oder Rampen nicht recht vorstellen. "Das werden wir noch im Detail festlegen", sagte Partsch. Viel Zeit dafür ist nicht. Bis 2019 soll die Sanierung der Künstlerhäuser abgeschlossen sein, kündigte Kulturreferent Ludger Hünnekens an. Bei dieser Gelegenheit wurde bekannt, dass zwei Darmstädter Architekturbüros diese Arbeiten betreuen werden: Das Büro Gottstein und Blumenstein wird für das Haus Deiters und das Große Glückerthaus verantwortlich sein, Rittmannsperger für das Haus Olbrich. Gerade für dieses Gebäude ist der Umfang der denkmalgerechten Sanierung nicht bekannt. Partsch vertraut auf das "Advisory Board", die vom Landesdenkmalpfleger Markus Harzenetter geleitete Beratungsrunde für die Welterbe-Bewerbung. Aus dessen Analyse werde es Vorgaben für die "welterbegerechte und denkmalgerechte Sanierung" entwickeln. Inzwischen, ergänzt Hünnekens, gebe es Gutachten zu allen drei Häusern: "Wir wissen durch diese Untersuchungen sehr genau, wie sie sich verändert haben."
Wie sie nach der Sanierung ausschauen, wird die internationale Kommission betrachten können, die im Frühjahr 2019 zur Begutachtung des Darmstädter Antrags anreisen wird. Dann werden auch die Ausstellungshallen wieder geöffnet sein. Und bis dahin wird auch die integrale Planung für die Mathildenhöhe vorliegen, an der die Stadt derzeit arbeitet. Neben dem Sanierungsprogramm umfasst sie ein städtebauliches Gesamtkonzept, den Neubau eines Besucherzentrums, nach Auskunft von Partsch "möglicherweise am Osthang", und Entscheidungen zur Verkehrs-Infrastruktur und zu Parkmöglichkeiten. Der Zeitplan ist ehrgeizig. "Wir stellen uns dem zeitlichen Druck", sagt Partsch, der in der Bundesförderung auch eine Anerkennung des ausgefeilten Antrags aus Darmstadt sieht. Nur 24 von über 90 Vorhaben werden mit insgesamt 65 Millionen Euro unterstützt, Darmstadt liegt mit fünf Millionen Fördergeld in der Spitzengruppe. Partsch hofft, weitere Zuschüsse einwerben zu können.
WELTERBE-BEWERBUNG: DER ZEITPLAN
Derzeit wird am Antrag auf die Anerkennung der Mathildenhöhe als Unesco-Welterbe gearbeitet; die Endfassung wird auch ein Dossier, einen Managementplan und vertiefende Gutachten enthalten.
August 2018: Die Unterlagen werden ans Welterbezentrum der Unesco in Paris übermittelt. Von dort wird ein erstes Feedback erwartet. Anfang 2019 wird der überarbeitete Antrag in seiner endgültigen Fassung eingereicht.
Für 29. März kündigt die Stadt die nächste Bürgerinformation zur Welterbe-Bewerbung an. (job)
Der Darmstädter Architekturhistoriker Werner Durth, Jurymitglied für die Auswahl der "nationalen Projekte", nennt es "eine Auszeichnung für Darmstadt, dass es in dieser Konkurrenz mit einem so hohen Anteil gewürdigt wurde."