Neue Ausstellung in der Darmstädter Galerie Netuschil
Die Darmstädter Galerie Netuschil eröffnet am kommenden Sonntag, 24. März, ihre neue Doppelausstellung mit Plastiken von Angelika Summa und Bildern von Alfonso Mannella.
Von Annette Krämer-Alig
Kulturredakteurin Darmstadt
Angelika Summas Kupferplastik „Seelenwägung“ und Alfonso Mannellas übermalte Grafik „Jinmao-Tower, Shanghai“ sind ab Sonntag in der Darmstädter Galerie Netuschil zu sehen.
(Foto: Dirk Zengel)
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DARMSTADT - Noch ist Claus K. Netuschil beim Feinschliff der neuen Ausstellung, die am Sonntag in seiner Darmstädter Galerie eröffnet wird. Doch schon beim ersten Blick auf das Miteinander der Plastiken von Angelika Summa und der Bilder von Alfonso Mannella meint der Besucher, verblüffende Nähen zwischen ihnen zu entdecken. Denn die Arbeiten beider Künstler leben von der Kraft der Linie einerseits, dem Mut im Umgang mit „ungeordnetem“ Raum andererseits. Summas Knäuel und Verdichtungen aus Metall könnten durchaus als dreidimensionale Interpretationen des städtischen Gewimmels durchgehen, als das Mannella New York, Shanghai, Peking oder Berlin zeigt.
Doch dann wird schnell klar, dass die vermeintliche Übereinstimmung zwei sehr unterschiedliche Erlebenswelten spiegelt, in denen nur hier wie da allzeit Betrieb ist. Claus K. Netuschil hat mit sicherem Gefühl für diese ästhetische Klammer Mannella, dessen Bilder er zuletzt 2015 gezeigt hat, und Summa, die zum ersten Mal ausstellt, als Doppel zusammengebracht.
„Urbane Konstruktionen“ sind dabei das immer wiederkehrende Thema des 1965 im sizilianischen Piazza Armerina geborenen Alfonso Mannella, der in Oppenheim lebt. Die Megacitys unserer Welt werden bei ihm zu Ölbildern, Farbradierungen und Fotografiken – nun der Jahre 2017 bis 2019. Seine großen Gemälde erzählen dabei mit breitem, freien Strich und Lust an starken Farben, aber durchaus auch klassischen malerischen Elementen wie Perspektive oder diffusen Lichtwirkungen vor allem von Mannellas Liebe zu New York. Seine „Grand Army Plaza“ gibt den Blick auf das Straßengewirr frei. Doch hebt der Maler durch tiefes Grün im Vordergrund auch heraus, dass diese Metropole mit Parks nur so prunken kann.
TERMINE
Die Ausstellung ist von Sonntag, 24. März, bis 18. Mai in der Darmstädter Galerie Netuschil, Schleiermacherstraße 8, zu sehen.
Geöffnet ist dienstags bis freitags von 14.30 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. Die Vernissage am Sonntag beginnt um 11 Uhr; am Freitag, 5. April, ist um 19 Uhr eine Führung durch die Schau. (aka)
Faszinierend sind jedoch vor allem seine grafischen Arbeiten. Mit Kaltnadel und Flex bringt er die Stadtsituationen mal als Silhouettenspiel, mal als Wucht in Schwarz auf die Druckplatten, setzt im Anschluss an den Druckprozess mit Ölfarbenklecksen sparsame, aber wirkungsvolle farbige Akzente auf die oft sehr großen Blätter. Die Stadt lebt, selbst in ihren baulichen Symbolen, wie Mannella bei anderen Serien von Kleinformaten beweist. Dort verschwinden die bekannten Hingucker als fotografierter „Untergrund“ fast hinter seinen Strichlandschaften, sie müssen entdeckt werden. Auf gleich mehreren Blättern erweist er in beiden Techniken dabei passend zum Ausstellungsort auch dem Darmstadt dieser Tage und seiner Mathildenhöhe die Ehre.
„Gefährliche Gedanken“, „Sinnkugel“ oder „Gordischer Knoten“: Angelika Summa setzt den Betrachter bei manchen ihrer zunächst so abstrakt wirkenden Plastiken aus industriell vorgefertigten Metallmaterialien wie Drähten, Rohren, Bändern oder Seilen mit deren Namen selbst auf eine Spur. Bei den Arbeiten der Würzburgerin handelt es sich um mehr als um „Gadgets“(englisch für „Technischer Schnickschnack“) oder „Knäuel“, wie andere Titel ironisch lauten. Zwar sind ihre „Skulptons“ vor allem elegante Geometrie, da Summa jeweils mehrere Schichten und Größen feinmaschig geknüpfter Kugeln ineinander verschränkt. Aber es geht eben auch in die Psychologie, ins Urmenschliche.
Summa wagt den Spagat zwischen seelischen Inhalten, die sich dem Betrachter erst erschließen müssen, und bildhauerischen Uraufgaben wie der raffinierten Darstellung als Raumkörper, der Allansichtigkeit, der Materialmassierung oder -reduktion. Form und Gehalt ist beispielsweise ihre „Seelenwägung“, bei der viele Kupferrohre wie Tentakeln aus einer Kupferkugel wachsen und im Nichts des freien Raums enden. Hier spielt die Künstlerin einerseits damit, dass dank ihrer Konstruktion sehr wenige Kupferdrähte ein doch beachtliches Gewicht tragen können. Aber sie schafft auch ein Sinnbild: Genauso chaotisch wie bei diesen Drähten kann es in einem Menschenkopf bisweilen vorgehen.