Zum Festival im Jahr 2020 kommen 122 000 Euro vom Kulturfonds. Neue Ausstellungsmodelle, aber das bewährte Konzept bleibt erhalten.
Von Annette Krämer-Alig
Neue Struktur für ein beliebtes Festival: Die TU Darmstadt ist nun Träger der Darmstädter Tage der Fotografie, ihr Kunstforum bietet die Infrastruktur. Das Foto zeigt Julia Reichelt, die Leiterin des Kunstforums, und Albrecht Haag, einen der Initiatoren des Festivals, der nun im Auftrag der TU für die Kontinuität der Veranstaltung Sorge trägt.
(Foto: Guido Schiek)
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DARMSTADT - „Nebenher geht nicht mehr.“ Darüber waren die freiberuflich tätigen Fotografen Alexandra Lechner, Gregor Schuster, Rüdiger Dunker und Albrecht Haag sich einig. 2005 waren sie Initiatoren der „Darmstädter Tage der Fotografie“ (DTDF) gewesen und haben dieses Wochenend-Festival mit ihrem Verein „Darmstädter Tage der Fotografie“ zehn Mal gestemmt, was jeweils mehrere Monate Arbeit davor und danach bedeutete. Nun stand das Ende der Veranstaltungsreihe im Raum, zumal eine Besucherbefragung ergeben hatte, dass das ursprüngliche Konzept, wonach eine Hauptausstellung im Designhaus von Nebenausstellungen begleitet wird, „als Struktur nicht mehr wahrnehmbar war“, wie Albrecht Haag sagt.
Trotzdem werden nun am 24. April 2020 die elften Fotografie-Tage eröffnet werden – und sich dann sogar über zehn Tage erstrecken. Dies hängt mit Neuerungen zusammen, bei denen hauptamtliche Strukturen ins Spiel kommen, die Spontanität des Festivals aber erhalten werden kann.
Neu ist mit der Technischen Universität Darmstadt vor allem der Träger. Die TU stellt auch die administrativen Möglichkeiten und das Know-how ihres „Kunstforums“ unter der Leitung von Julia Reichelt zur Verfügung; Albrecht Haag wird dazu als Angestellter Aufgaben für die Fotografie-Tage übernehmen. „Wir wollen uns verstärkt über den Schwerpunkt Fotografie darstellen“, sagt Reichelt dazu.
DAS HAUS „LEW 1“
Darmstadt hat einen neuen Ort für Kultur, der bei den Fotografietagen 2020 für ein Artist-in Residence-Projekt genutzt werden soll: das Haus „LEW 1“, in der Abkürzung benannt nach seiner Adresse Ludwig-Engel-Weg 1.
Das Gebäude in städtischem Besitz ist eins der sieben Atelier- und Wohnhäuser, die von 1965 bis 1967 für die geplante „zweite Künstlerkolonie“ im Park Rosenhöhe errichtet und seitdem immer von Künstlern oder Literaten als Atelier sowie Wohnung genutzt wurde. Seit diesem Jahr bespielt der neue Verein „Kultur einer Digitalstadt“ dieses Haus mit dem Ziel, einen Ort für kulturelle Projekte unter dem Leitmotiv „Digitalisierung“ zu schaffen.
Die nächste Veranstaltung in „LEW 1“ ist der „Chitchat“ anlässlich der Hundertjahrfeier der Darmstädter Sezession am 27. August. (aka)
Zudem wird aus der Biennale DTDF künftig eine Triennale – im Rotationssystem und in Abstimmung mit dem Frankfurter „RAY“-Festival und den Wiesbadener Fototagen. Dieses Konzept ist auch ein Wunsch des Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main entgegen, der der TU für 2020 bereits 122 000 Euro an Förderung zugesichert hat: Stärkere Vernetzung der drei Festivals ist eine der Voraussetzungen für weitere Unterstützung.
„Ursprünglich war die Idee, auch ,abzuspecken‘. Doch dann kamen immer neue, produktive Ideen, und das ist gut so“, sagt Julia Reichelt. Deshalb wird es weiter Ausstellungen an vielen Orten wie dem Schlossmuseum, dem Designhaus, dem Weißen Turm oder dem Literaturhaus geben. Im Gespräch ist man mit dem Jagdmuseum in Kranichstein und dem Landesmuseum. Im „LEW 1“ auf der Rosenhöhe steht dazu als neues Format ein Artist-in-Residence-Projekt an.
Trotzdem gibt es gravierende Veränderungen auch im Präsentationsbereich: Das TU-Kunstforum, die Kunsthalle und das Museum Künstlerkolonie gestalten nun gleich drei große Ausstellungen selbst. Verändert wurde zudem der Modus der jurierten Vergabe des Merck-Preises für junge Fotografen am Vernissageabend auf der Mathildenhöhe: Die von der Firma Merck finanzierten 10 000 Euro Förderung gehen nicht mehr an drei, sondern nur noch an einen von zehn vorab nominierten Bewerber. Dazu wird der Ort des eintägigen Festival-Symposiums vom Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt in den Wilhelm-Köhler-Saal des alten TU-Hauptgebäudes verlegt, wo man sich neue Kontakte zu den Studenten der Geisteswissenschaften, Philosophie und Soziologie, aber auch der Informatik erhofft.
Schon bei den letzten Festivals hat man überdies ein Vermittlungsprogramm mit Fotografie-Workshops für Schulen etabliert: Dies wird es an den Wochentagen wieder geben – bis samstags das neue, zweite Festival-Wochenende startet. Zu den offenen Ausstellungen kommt dann vor allem eine zweitägige Tagung der Deutschen Fotografen Akademie, die im 100. Jahr ihres Bestehens erstmals in Darmstadt zu Vorträgen ihrer Mitglieder und Aufnahme-Kandidaten in den Köhler-Saal einlädt.