WIESBADEN - Im Mai wurde vielerorts gefeiert und im Juni geht es bunt und lustig weiter –so beispielsweise zum Theatrium auf der Wilhelmstraße in Wiesbaden und am Mainzer Rheinufer zur Johannisnacht.
Was sprachlich hinter den beiden Festen steckt, lohnt sich, unter die Lupe genommen zu werden. Die Wiedereröffnung des renovierten Staatstheaters im Jahre 1977 war der ursprüngliche Anlass des ersten Festes rund um das Theater. Attraktionen waren dabei Kostüme (von lat. consuetudo = der Brauch, dann eingeengt auf Tracht/Kostüm) und Requisiten (auch lat. requisita = Erfordernisse). Jene für ein Bühnenstück. Heute haben wir noch das Fachwort requirieren für den Vorgang, das Nötige mit recht großem Verlangen zu bekommen. Das kann in verschiedenen Bereichen, und so auch im Theater, aus dem Fundus kommen. Hier wird aber, wie man annehmen könnte, vom Wortsinn her nichts gefunden, sondern das Wort kommt von lat. fundus, also von Boden oder Grund. Im direkten Sinne und später sicher auch im Übertragenen: das Fundament für etwas. Theatrium – ein schöner Name aus Theater und atrium (= im Freien). Heute recht selten zu lesen, Wilhelmstraßenfest hat sich durchgesetzt. Deutlicher, denn da ist das Fest drin. Und ein bisschen banal? Keinesfalls.
Das Fest findet auf der eigens abgesperrten Straße gleichen Namens, auch vornehm die Rue genannt, statt. Es hat sich wohl zu Deutschlands Straßenfest-Klassiker entwickelt. Vor allem inhaltlich ist eine Verbindung zu Wilhelm II. vorhanden. Durch seine regelmäßigen Besuche blühte die Kurstadt um die Jahrhundertwende auf. In der deshalb auch so genannten Wilhelminischen Ära wurden beispielsweise die Maifestspiele zu Ehren Wilhelms eingeführt und unter anderem das Kurhaus, das Theater sowie der Bahnhof in Wiesbaden gebaut. Seinem Großvater Wilhelm I. zur Ehre steht ein Denkmal am Warmen Damm: Die dankbare Stadt Wiesbaden. Geben wir uns theatralisch zwischen Maifestspielen, Biennale und den bis heute verehrten Kaisern.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region schon lange in aller Munde sind? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.