Nora Tschirner und Christian Ulmen haben Weimar als zweites Kommissariat für Morde mit Witz neben Münster etabliert. Im Fall „Die robuste Roswita“ ist vile Krimi-Routine im Spiel.
Christoph Hassenzahl, König der Klöße in Thüringen, ist in seiner eigenen Produktionshalle bei minus 196 Grad zu Granulat verarbeitet worden. Ein Fall für die Kommissare Kira Dorn und Lessing, die erst mal die Fabrik besichtigen, weshalb der Auftakt des „Tatort“-Krimis „Die robuste Roswita“ ausschaut wie eine Industriereportage aus der „Sendung mit der Maus“.
Als es schließlich klar wie Kloßbrühe ist, dass der Chef geschreddert wurde, taucht seine totgeglaubte Frau Roswita (Milena Dreissig) auf, die angeblich mit Amnesie jahrelang als Hygienefachkraft an der Raststätte Stadtroda die Keramik geschrubbt hat. Von der Königin der Klöße zum Aschenputtel der Aborte – so irrwitzig muss es sein, wenn die Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger einen neuen Fall für die Kripo in Weimar aushecken.
Leider geht es so nicht weiter, denn diesmal dürfen Nora Tschirner und Christian Ulmen mit ganz vielen Verhören so richtig Polizei spielen, was ihnen gar nicht liegt. Sonst sind sie ja eher die Kommentatoren der Krimikomödie. Entsprechend umständlich kommt der Fall diesmal voran, und die besten Pointen werden dabei auch noch vernuschelt. Dabei will man es bei dieser Spielart des Sonntagskrimis ja gar nicht so genau wissen. Hier schlägt doch eigentlich der Wahnwitz die Wahrheit.
Doch zwischen der humpelnden Geliebten des Ermordeten, einem schwerhörigen Kartoffelbauern und seiner Liebhaberin aus dem Supermarktmanagement, die zusammenpassen wie ein Kloß ins Cocktailglas, stehen Lessing und Dorn diesmal seltsam unmotiviert rum, sticheln hier, stochern da. Eigentlich könnte man auf halber Strecke abschalten, doch dann würde man das Beste verpassen.
Ganz am Ende gelingt völlig unerwartet doch noch ein böses Kabinettstückchen: ein romantisches Abendessen mit vergiftetem Rotwein und E605 auf dem Teller. Es ist, als hätten Murmel Clausen und Andreas Pflüger doch noch mal ihr Markenzeichen auf diese fade Kloßbrühe kleben wollen. Wenn der „Tatort“ aus Weimar gut ist, dann sieht der ganze Krimi aus wie dieser Sketch.