Sprache unter der Lupe: Das Wort Mohr stammt aus dem Mittelhochdeutschen
Von Lutz Kuntzsch
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WIESBADEN - Über den Begriff und den Namen „Mohr“ wird in letzter Zeit viel diskutiert – auch in dieser Zeitung. Es ist mehr als der Streit um das Wort.
In Wörterbüchern findet sich das Wort „Mohr“ seit dem Mittelhochdeutschen (11. bis 14. Jahrhundert) belegt, geht auf das althochdeutsche mr und das wiederum auf das lateinische Maurus zurück. Es stand für einen dunkelhäutigen Bewohner von Mauretania, dem Gebiet in Nordwestafrika, was etwa das heutige Marokko umfasste. Also interessanterweise damals eine (neutrale) Personenbezeichnung für dunkelhäutige Afrikaner.
Das hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Deshalb gilt Mohr heute laut Eintragung im Wörterbuch als veraltet und sollte wegen des als diskriminierend empfundenen Hintergrunds und der negativen Assoziationen nicht mehr als Personenbezeichnung benutzt werden.
Im historischen Kontext, als Familienname oder Spitzname (so für Karl Marx), im Künstlerischen oder Kulinarischen sowie in Redewendungen und Zitaten hingegen findet sich das Wort ab und an: So in der Bibel (Jeremia 13, 23) „einen Mohren weißwaschen wollen“ steht für Unmögliches, Widersprüchliches versuchen. Der Mohrenkopf als Gebäck wurde ersetzt durch den Schaumkuss oder Schokokuss. Der Mohr im Hemd, ein Schokopudding mit Schlagsahne, kommt als beliebte Speise in Süddeutschland und Österreich vor. Dort dann mit Schlagobers. Er kommt mit diesem Namen, der ein schönes Bild beschreibt, bis heute eher lustig daher und eine andere Bezeichnung wirkt gestelzt.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? In unserer Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.
So leben die sich entwickelnden Varianten, auch bei der grammatischen Flexion: traditionell schwach: des/dem/den Mohren, aber auch schon nicht mehr inkorrekt stark gebeugt: dem/den Mohr.
Aus sprachlicher Sicht sollte man in bestimmten Situationen und bei historischem Bezug gelassen abwägen, wo der „Mohr“ als Wort bleiben kann, auch um wichtigen Bestrebungen nicht vorschnell mit Übertreibungen zu schaden.