Sprache unter der Lupe: Biebrich – das Land der Biber?
Von Andrea-Eva Ewels
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WIESBADEN - In die Sprachberatung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) flatterte vor einiger Zeit ein Schreiben mit einem vollendet gestalteten Briefkopf einer Firma in Wiesbaden-Biebrich. Dieser enthielt einen Biber, weil der Ortsname Biebrich doch damit sicher in Verbindung steht. Leider mussten wir die Anfragende enttäuschen, denn das trifft aus sprachlicher Sicht nicht zu. Ob es in Biebrich neben den Papageien, Nilgänsen und Pfingst-Pferden auch Biber gibt, wissen wir nicht. Der Ortsname allerdings stammt mit ziemlicher Sicherheit von Biburc, belegt erstmals für das Jahr 992. Herleiten lässt sich der Ortsname aus -burg für „Befestigung/Burg/Lager“ und bi- für „um herum/nahe“. Burg ist –
was man an den Wörtern heute noch sieht – wiederum verwandt mit Berg; die Siedlung befand sich auf der befestigten Anhöhe biburc. Genau wie bei der heute noch so heißenden bayrischen Gemeinde Biburg.
Wenn Biebrich auch ähnlich klingt, ist der kleine Unterschied entscheidend.
Zurück zum Biber, denn es lohnt sich, den Biber und davon abgeleitete Ortsnamen unter die Lupe zu nehmen. Der Name des Nagetiers kommt ursprünglich von seiner Farbe „braun“, im Althochdeutschen ist bibar belegt. Weitere Namen zeugen von sprachlicher Vielfalt: Nutria, auch Biberratte, Sumpfbiber, Schweifbiber, Schweifratte. Zu finden ist er mit Sicherheit im Ortsnamen Biberach, was die Biber im Fluss (Ach) symbolisiert. Spekulativ hingegen bleibt, ob das auch beim hessischen Fluss Bieber, der historischen Biebermark, dem Bieberer Berg oder dem Stadtteil Offenbach-Bieber der Fall ist.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.