Eine Dokumentation erzählt über Leben und Werk des Darmstädter Schrift- und Buchkünstlerehepaars Gudrun Zapf-von Hesse und Hermann Zapf.
DARMSTADT - Der Saal „Classic“ des Darmstädter Rex-Kinos ist voll besetzt am Dienstagabend. Denn die Stadt Darmstadt bietet geladenen Gästen die Chance, hier einen außergewöhnlichen Film zu erleben: Zu sehen ist die in diesem Jahr entstandene Dokumentation „Alphabet magic“, in der die Berliner Regisseurin Marita Neher die Lebens- und berufliche Erfolgsgeschichte des Darmstädter Schrift- und Buchkünstlerehepaars Gudrun Zapf-von Hesse (geboren 1918) und Hermann Zapf (1918–2015) erzählt.
Erstmals gezeigt worden war dieser 52 Minuten lange Film in der vergangenen Woche in Mainz, wo der dortige Oberbürgermeister Michael Ebling die selten vergebene Ehrenmitgliedschaft des Gutenberg-Museums an Gudrun Zapf-von Hesse verliehen hat. Die Schöpferin wertvoller Einbände, aber auch der eleganten Schrift Diotima, hat in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert, und 100 Jahre wäre am 8. November auch ihr Ehemann geworden.
Sein Name genießt dank der rund 200 Schriften, die er entworfen hat – darunter sind Optima, Palatino, ITC Zapf Dingbats, ITC Zapf Chancery oder Zapfino – internationales Renommee. Denn diese Lettern haben die Hürden des Übergangs ins PC-Zeitalter ohne Mühe genommen, da sie Linotype, Apple und Microsoft sowie Millionen von Usern mit ihrem Design bis heute überzeugen können.
Doch die Frau an seiner Seite wusste sich beruflich gleichauf, besitzt noch heute das im Film gezeigte eigene Arbeitszimmer im Darmstädter Wohnhaus. Auch im Rex war Gudrun Zapf-von Hesse wieder Gast der Filmaufführung, begleitet von ihrer Nichte, der Modedesignerin Alexandra Albrand, und ihrem Neffen Georg Grabkowsky.
Diese beiden hatten 2013 die Idee für einen solchen Film, sie haben dafür recherchiert und die Kontakte zu Filmförderern und Produzenten geknüpft. Denn „Tante und Onkel waren für meinen Bruder und mich immer große Vorbilder“, so die Modedesign-Professorin Alexandra Albrand. Die Grüße des Darmstädter Magistrats überbrachte Stadträtin Barbara Akdeniz.
Marita Neher hat ihren sehr intimen Film, der die Jahrzehnte lange Beschäftigung des Ehepaares mit der Gestaltung von Schriften und Bucheinbänden bezeugt, wie eine Collage aufgebaut; sie konnte dafür unter anderem auf den (auch filmischen) Nachlass Hermann Zapfs zurückgreifen, der in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel aufbewahrt wird. So mischen sich zu Originalfilmszenen, in denen die Künstler über ihre Arbeit sprechen, Hermann Zapf dazu auch „am Stift“ zu erleben ist, immer wieder Erzählungen von Kollegen, die diese Arbeiten erläutern und über ihre eigenen Beziehungen zu den Schriftkünstlern sprechen. Dazu lernt der Betrachter (beispielsweise anhand von Fotos aus dem Familienalbum) auch die Lebensgeschichten des Ehepaars kennen, das völlig unabhängig voneinander zur Schriftgestaltung gefunden hat, sich aber genau in dieser Kunst treffen konnte.