Im Stück „hildensaga. ein königinnendrama“ stehen die Frauen im Mittelpunkt. Sechs Wochen lang wird geprobt, erst im Theater, dann vor dem Dom. In einer gigantischen Wasserwelt.
WORMS. Den „wackelnden Dom“ hat niemand vergessen, der ihn gesehen hat. Im Schrei verzerrte Gesichter, die aus der Fassade zu brechen schienen. 2018 war das, als es bei den Nibelungen-Festspielen um „Siegfrieds Erben“ ging. Bühnenbildner Palle Steen Christensen und Videodesigner Clemens Walter sind jetzt wieder in Worms, um in „hildensaga. ein königinnendrama“ die Nibelungen-Frauen in Szene zu setzen. „Wir wollen eine große Show machen“, sagt der Däne und lässt durchblicken, dass es „noch ein bisschen wilder“ werden könnte als vor vier Jahren.
Zwei Frauen streiten um die Macht
Zur Leseprobe kommt erstmals das gesamte Ensemble zusammen, in Worms traditionell auch mit dem Team, das sonst hinter den Kulissen arbeitet, wie der künstlerische Leiter Thomas Laue betont. In den ersten Minuten darf die Presse noch dem Königinnenstreit zwischen Brünhild und Kriemhild lauschen, dann beginnt die sechswöchige Arbeit an Ferdinand Schmalz’ Stück, das wie 2018 Roger Vontobel inszeniert. „Ein großes und sehr aktuelles Stück für starke Schauspieler:innen“, so hatte es Intendant Nico Hofmann vor einigen Wochen genannt. Ein Stück, das nach der pandemiebedingten Festspiel-Pause 2020 und „Luther“ zum Reichstagsjubiläum „im positiven Sinne gereift“ sei, sagt der künstlerische Leiter Thomas Laue, „und das leider noch aktueller geworden ist“.
Was er meint, lässt sich schon in der ersten Szene erahnen, als Kriemhild und Brünhild streiten, wem mehr Ehre gebührt – es geht um Macht. Und letztlich um die Frage, ob die Welt eine bessere wäre, wenn Frauen das Sagen hätten. Ob sie einen Weg aus der Gewaltspirale weisen könnten. Ob sie der Opferrolle einer brutalen Männerwelt entkommen können. Man darf gespannt sein, welche Richtung der Dialog der Heldinnen, der zweimal vorkommt, am Ende nehmen wird.
Drei Wochen lang wird zunächst im Theater „Das Wormser“ geprobt, parallel nimmt die Schneiderwerkstatt Maß für die von Ellen Hofmann entworfenen Kostüme. Vor dem Dom entsteht derweil der Unterbau für die Bühne, bevor dann eine komplette Schwimmbadtechnik eingebaut wird: Denn die „Show“, die Bühnenbildner Christensen verspricht, besteht aus einer Wasserwelt, die Brünhilds Heimat Island, eine dekadente Poollandschaft in Worms sowie einen mystischen Wald zeigt. Bis zur Premiere am 15. Juli hat das Ensemble Zeit, um sich mit diesem Element vertraut zu machen.