Mundart-Preis Spirwes geht an den Krimiautor Andreas Breidert und die Junge Bühne Ohlebach
Die Gewinner waren am Sonntagnachmittag nicht nur die ausgezeichneten Preisträger, sondern vor allem das, wofür sie ausgezeichnet worden sind: die (süd)hessische Mundart. Im Foyer des Staatstheaters wurde der Preis für "Maulkunst und Lebensart", der Spirwes, nach vergangenem Jahr nun zum zweiten Mal vergeben.
Von Patrick Körber
Leiter Lokalredaktion Darmstadt und Südhessen
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Die Gewinner waren am Sonntagnachmittag nicht nur die ausgezeichneten Preisträger, sondern vor allem das, wofür sie ausgezeichnet worden sind: die (süd)hessische Mundart. Im Foyer des Staatstheaters wurde der Preis für "Maulkunst und Lebensart", der Spirwes, nach vergangenem Jahr nun zum zweiten Mal vergeben. Der Spirwes wird in zwei Kategorien verliehen: als Förderpreis und als Künstlerpreis. Der mit 3500 Euro dotierte Förderpreis ging an die Junge Bühne des Ohlebach-Theaters in Traisa. Mit 25 Kindern studieren Susanne Buhlinger-Seipp und Tilmann Wabel Märchen in hessischer Mundart ein. Die Kinder gaben auf der Bühne im Darmstädter Staatstheater auch eine Kostprobe ihres Könnens, nicht ohne das Publikum zuvor mit "ei gude wie" zu begrüßen.
Die rund 450 Gäste merkten schnell, wie gut das Märchen Dornröschen in Hessisch funktioniert und mit einem Mal auch an Komik gewinnt. Die Kinder haben sich die Mundart so zu eigen gemacht, dass die Sprechrollen überhaupt nicht gekünstelt wirkten. Und dass das keine Selbstverständlichkeit ist, betonte der ausgezeichnete Wabel: "Es ist nicht ganz einfach, denn die Kinder müssen die Mundart erst noch lernen."
Dornröschen gewinnt
im Dialekt an Komik
Und weil sie beim Ohlebach-Theater die Mundart "mit spielerischer Leidenschaft und pädagogischer Ernsthaftigkeit" lernen, wie es die Jury formuliert, sei das Ensemble "preisverdächtig", sagte Laudator Dirk Sulzmann, Leiter der Kommunikation bei Merck in Darmstadt. Der humorvolle und gut aufgelegte Moderator des Nachmittags, Florian Harz von der Comedyhall, machte aus Sulzmann mundartgerecht denn auch gleich den "Därk von Märck". Merck hat den Förderpreis gestiftet.
Glückliche Preisträger: Das Ohlebach-Theater erhält im Foyer des Staatstheater den Spirwes-Förderpreis. Foto: Guido Schiek
Mit dem Künstlerpreis wurde der Autor Andreas Breidert (36) ausgezeichnet. "Breiderts Autorenschaft zeichnet sich durch rhythmisches Sprachgefühl, pointierten Wortwitz und leidenschaftliche Hingabe zum Lokalkolorit aus" gab Laudator Michael Mahr, Vorstandssprecher der Darmstädter Volksbank, das Juryurteil wieder. Breidert (siehe Text unten) schreibt lokale Krimis aus Erzhausen. Besonders über die Figur des Kommissars Schorsch Wachmann lässt Breidert die südhessische Mundart auf- und hochleben. "Da ist höchste Konzentration gefordert, um den Dialekt zu verstehen", sagt Mahr. Wenn man das Hessische verstanden habe, rege das zum Schmunzeln an. Voraussetzung für den Künstlerpreis ist, dass der Preisträger nicht älter als 40 Jahre ist. Gestiftet wird der mit 3500 Euro dotierte Preis von der Darmstädter Volksbank. Der Geehrte, der Ausschnitte aus seinem Buch vorlas, zeigte sich als Verfechter der Mundart. Nicht nur, dass er seinen Eltern für die "zweisprachige Erziehung" dankte, er ist auch überzeugt, "dass Dialekt was Wichtiges ist. Man darf hören, wo man herkommt".
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
Verleihung des "Spirwes" in Darmstadt. Foto: Guido Schiek
37
Der Spirwes, der vom Heimatverein "Darmstädter Heiner" in Zusammenarbeit mit der Hessischen Spielgemeinschaft 1925, der Datterologischen Gesellschaft und dem Darmstädter Kikeriki-Theater verliehen wird, wurde noch mal besonders geadelt durch den Auftritt des hessischen Comedy-Duos Badesalz. Ohne eine Gage zu verlangen, spielten Gerd Knebel und Henni Nachtsheim eine Szene aus ihrem aktuellen Programm und sorgten für laute Lacher im Publikum. Ein weiteres hessisches Schmankerl war der Auftritt der Klasse 2d der Frankensteinschule in Eberstadt. In ihren grünen T-Shirts sangen die Kinder unter anderem "Wo ist die Kokosnuss" - natürlich umgedichtet ins Hessische. Die musikalische Begleitung der Preisverleihung stellten die Besidos sicher.
Das hat Lust gemacht auf Mundart", resümiert Spirwes Felix Hotz von der Comedyhall die Preisverleihung. "Wir freuen uns aufs nächste Mal." Ab sofort können sich wieder Mundart-Künstler aus Südhessen (von Wiesbaden, Mainz, Frankfurt, Offenbach, Darmstadt bis Bensheim und Umgebung) unter www.spirwes.de bewerben.
Eigentlich hätte der Förderpreis in diesem Jahr geteilt werden sollen. Die Jury hatte einen weiteren Preisträger bestimmt, der sich um die Mundart verdient gemacht hat. Allerdings war direkt im Vorfeld der Preisverleihung ein Schreiben der Jury bekannt gemacht worden, in dem sich der Betreffende rassistisch und menschenverachtend geäußert hat. Die Jury hat den Preis daraufhin einstimmig zurückgezogen.
==Für Maulkunst und Lebensart==
Zum zweiten Mal wird in diesem Jahr der "Spirwes" vergeben, benannt nach der wahrscheinlich wichtigsten Nebenfigur in Niebergalls "Datterich". Der Darmstädter Preis "für Maulkunst und Lebensart" wird vergeben vom Heimatverein Darmstädter Heiner in Zusammenarbeit mit der Hessischen Spielgemeinschaft, der Datterologischen Gesellschaft und dem Darmstädter Kikeriki-Theater.
Den Künstlerpreis erhält in diesem Jahr der Autor Andreas Breidert. "Andreas Breiderts Autorenschaft zeichnet sich durch rhythmisches Sprachgefühl, pointierten Wortwitz und leidenschaftliche Hingabe zum Lokalkolorit aus", schreibt die Jury. "Andreas Breiderts Dialoge verbinden dialektale Tradition mit einer detailgenauen und treffsicheren Zeichnung heutiger Milieus und Figuren: Sie haben das Potential zu großem Mundart-Theater." Der Preis soll den Autor ermutigen, eine Mundart-Krimikomödie für die Hessische Spielgemeinschaft zu schreiben.
Der Förderpreis geht an das junge Ensemble der Traisaer Ohlebach-Theaters. "Mit spielerischer Leidenschaft und pädagogischer Ernsthaftigkeit werden Junge und Jüngste für Theaterspiel- und Rezeption gewonnen, schließlich von regionaler Maulkunst und Lebensart begeistert" schreibt die Jury und hofft, dass dieses Beispiel Schule macht. (job)
==Die Jury und der Preis==
Der Jury 2017 gehörten Roland Dotzert (Heimatverein "Darmstädter Heiner"), Marga Hargefeld (Hessische Spielgemeinschaft), Kabarettist Hans-Joachim Heist, Felix Hotz (Comedyhall/Kikeriki-Theater), Michael Mahr (Volksbank), Dirk Sulzmann (Merck), Jonas Zipf (früherer Schauspieldirektor am Staatstheater Darmstadt), Frank Horneff (ECHO) und Marcel Zocher (Sänger der Band Lichtenberg) an.
Der Mundart-Preis Spirwes wird jährlich verliehen. Das ECHO ist Kooperationspartner.