Moka Efti Orchestra: Das ist Seelennahrung

Das Moka Efti Orchestra springt über viele Genre-Grenzen.

Das Moka Efti Orchestra gibt sich vielseitiger als zuvor. Wie die neuen Songs entstanden sind, berichtet Mitgründer Mario Kamien im Interview.

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Mario Kamin, der Sound fällt vielfältiger aus. Hat sich das Moka Efti Orchestra vom Babylon-Berlin-Sound befreit?

Nicht bewusst. Als wir im Jahr 2016 den Auftrag bekamen, die Szenenmusik zu Tom Tykwers Film zu machen, gab es einen stilistischen Kosmos, in dem wir uns bewegen sollten. Das haben wir aber damals schon relativ frei interpretiert. Wir kommen nicht zwangsläufig aus der 1920er-Jahre Swing-Ecke, sondern wurden durch alle möglichen Musikstile geprägt. Wir haben es genossen mit dem Klangkörper Orchester wie bei einem Weihnachtskalender, verschiedene Soundtüren zu öffnen. Für uns ist es eine logische Entwicklung.

Welche Einflüsse sind dominant?

Es gibt Stücke wie „We Can Stop the Show“ mit dem Swing-Aspekt, der uns nach wie vor gefällt. Der Song „Turquoize“ mit Friedrich Liechtenstein und Severija im Duett könnte dagegen von Serge Gainsbourg aus den 1960er-Jahren stammen. Wir lieben Orchestermusik, egal ob im Stil von Quincy Jones oder in der Art von Filmmusik.

Was verbindet die Musiker?

Unsere Orchestermusiker sind alles Jazz-Cats. Aber sie spielen ansonsten in verschiedenen Projekten von Jazz über Pop bis Rock.

Gibt es viele Debatten über die stilistische Reise? 

Das ist immer ein schmaler Grat. Aber da wir alle einige Jahre auf dem Buckel haben, haben wir alle ein ähnliches Gefühl, wann es zu eklektisch oder zu konstruiert wird.

Wie sind die Rollen bei den drei Gründern verteilt?

Nikko Weidemann und ich schreiben und texten. Unser musikalischer Leiter Sebastian Borkowski arrangiert die Songs und bildet eine hervorragende Brücke zu den Orchestermusikern.

Wie ist das Album entstanden?

Ich nehme oft Fragmente mit Klavier und Schlagzeug sowie einzelne Gesangslinien auf. Auch Sebastian und Nikko verfahren ähnlich. Dann werden die Songs arrangiert. Einzelne Rohfassungen haben wir in meinem Studio mit der Rhythmen-Section vorproduziert. Wenn wir mit der großen Besetzung ins Studio gehen, müssen die Stücke gut vorbereitet sein. Im Studio tickt die Uhr. 

Was ist der besondere Reiz beim Moka Efti Orchestra?

Der Vibe stimmt, wir haben unsere musikalischen Prägungen zu unserem eigenen Destillat verarbeitet. Wenn wir auf Tour gehen und im Nightliner sitzen, sind wir eine feucht-fröhliche Truppe.

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Songs während des Lockdowns geschrieben

Wann sind die Songs entstanden?

„Turquoize“ stammt aus dem alten Fundus. Den Opener „Tresor unser“ haben wir für die Serie geschrieben, aber auf dem Soundtrack war er nur eine Minute lang. Dann haben wir das Instrumental öfter live gespielt, es verändert und jetzt mit mehr Platz für die Solisten neu aufgenommen. Meine Songs habe ich während des ersten Corona-Lockdowns 2020 geschrieben. 

Welchen Einfluss hatte der Lockdown?

Das Stück „Bedeutend“ setzt sich mit dem Thema auseinander. Vielleicht ist das Album insgesamt teilweise melancholischer ausgefallen. 

Welche Rolle spielt Musik in Krisen?

Musik ist Ventil und immer auch eine Projektionsfläche. Für uns als Musiker ist sie eine Art Medizin. Musik gibt Halt und Erdung, bietet aber auch Möglichkeiten zur Flucht aus der Realität.

Musik ist Ventil

Welche Erfahrungen habt ihr aktuell bei Live-Auftritten gemacht?

Die Veranstalter stecken die Corona-Jahre nicht so einfach weg. Viele Fans meiden immer noch das Gedränge in Innenräumen, andere müssen sparen. Die Unschuld früherer Tage ist verloren gegangen. Wenn das Publikum wie beim Black Forest Jazz Festival unheimlich euphorisch reagiert, ist das für uns Seelennahrung.

Gibt es ein musikalisches Jahrzehnt, in dem Sie am liebsten gelebt hätten?

Ich würde die Zeit der 1950er, 1960er und 1970er-Jahre wählen, da sich in dieser Zeit die Studiotechnologie rasant entwickelt hat.

Sängerin Nikoros (Severija Janusauškaité) tritt im verruchten Club Moka Efti auf.
Sängerin Nikoros (Severija Janusauškaité) tritt im verruchten Club Moka Efti auf. (© ARD)

Was sind Eure Pläne?

Wir werden voraussichtlich auf einigen Sommerfestivals spielen. Ende des nächsten Jahres ist eine Kooperation mit Benno Führmann angedacht, der aus dem Roman „Der nasse Fisch“ – dem Krimi um Babylon-Berlin-Kommissar Gereon Rath – liest. Das könnten wir musikalisch begleiten. Ich persönlich werde die meiste Zeit in Ligurien verbringen, wo meine Mutter geboren ist. Wandern und in der eigenen Landwirtschaft arbeiten, das erdet mich.